Universität Zürich, KOL-G-201, 20. April 2016, 18:30 – 19:15 Uhr. Organisiert vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung SIAF.
Titel des Referats: Politik in einer Welt der Widersprüche
Wenn ein berühmter Politiker kommt, dann kommen auch die Zuschauer. Bereits eine Stunde vor der Veranstaltung mussten sich diejenigen in die Warteschlange einreihen, die dem Vortrag von Dr. Gerhard Schröder live lauschen wollten.
Gerhard Schröder hat für „mehr Europa“ plädiert. Nur gemeinsame Lösungen führen zum Erfolg. Dem Alleingang eines Landes wird kein Erfolg beschieden sein. Daher ist er für mehr Integration in der EU. 3 Grundsätze gelte es für den Erfolg zu beachten: (1) Solidarität: Es geht nur gemeinsam. (2) Sicherheit: Der Schengenraum soll verteidigt werden. Die Flüchtlingsströme müssen begrenzt werden. (3) Stabilität: Sie muss auch in den Herkunftsländern der Flüchtlinge geschaffen werden. Außerdem gelte es die Türkei und Russland einzubinden. Ohne die beiden gehe es nicht.
Gerhard Schröder begrüßt das Publikum
Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Dr. Gerhard Schröder aus rhetorischer Sicht?”
Positiv sind mir aufgefallen (An dieser Stelle nur 3 Punkte):
- Humor als Einstieg: Gerhard Schröder hat es gleich in den ersten 2 Minuten geschafft, das Publikum 2 Mal zum Lachen zu bringen. Und zwar mit einer spontanen Reaktion auf die Bemerkung des Moderators. (Er sei nicht promoviert. Zum Glück, denn so kann er sich eine Plagiatsuntersuchung sparen. Seine Doktortitel habe er ehrenhalber erhalten. Das sei gut, denn dann brauche man auch nichts dafür zu tun.)
- Kurze prägnante Sätze: Beispiele: Der Alleingang geht nicht. Die Herausforderungen für Europa sind immens. Krisen sind überwindbar. Nichts ist unveränderbar. Integration ist ein Segen für Europa. Die Flüchtlingspolitik hatte viel Herz, aber keinen Plan.
- Frei gesprochen: Zu Beginn und mittendrin hat er frei gesprochen. Da ist er zu Höchstleistungen aufgelaufen: Blickkontakt, Energie, alles da. (Beispielsweise als er von einem Artikel in einer Schweizer Zeitung gesprochen hat, die er auf dem Hinflug gelesen hat.)
Mögliche Verbesserung / Ideen:
Gerhard Schröder haltet eine Rede
Es gibt m.E. wenig zu verbessern. Wenn dann nur auf sehr hohem Niveau.
- Ablesen: Bitte so wenig wie möglich ablesen. So wie an den Stellen, die er spontan eingeflochten hat.
- Energie: Ich habe Gerhard Schröder vor vielen Jahren an einem Auftritt bei der Schweizerischen Post in Basel live erlebt. Dort war er dynamischer. Das hat mir noch besser gefallen.
- Visualisierung: Es gab einige Aufzählungen. Vermutlich hätte es dem einen oder anderen geholfen den Überblick zu behalten, wären die Schlüsselworte auf einer Folie visualisiert worden.
Fazit:
Ein Referat mit klarer Stellungnahme für und Bekenntnis zu Europa. Insbesondere die unvorbereiteten, spontanen Stellen waren besonders beeindruckend.
Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 9
Skipwith-Radar
Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Mehr Infos gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)
Der Skipwith-Radar analysiert das Referat von Axel A. Weber