Dr. Gerhard Schröder, Alt-Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland: Ein Plädoyer für „mehr Europa“

Gerhard-Schröder-SIAF-III-small-1Universität Zürich, KOL-G-201, 20. April 2016, 18:30 – 19:15 Uhr. Organisiert vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung SIAF.

Titel des Referats: Politik in einer Welt der Widersprüche

Wenn ein berühmter Politiker kommt, dann kommen auch die Zuschauer. Bereits eine Stunde vor der Veranstaltung mussten sich diejenigen in die Warteschlange einreihen, die dem Vortrag von Dr. Gerhard Schröder live lauschen wollten.

Gerhard Schröder hat für „mehr Europa“ plädiert. Nur gemeinsame Lösungen führen zum Erfolg. Dem Alleingang eines Landes wird kein Erfolg beschieden sein. Daher ist er für mehr Integration in der EU. 3 Grundsätze gelte es für den Erfolg zu beachten: (1) Solidarität: Es geht nur gemeinsam. (2) Sicherheit: Der Schengenraum soll verteidigt werden. Die Flüchtlingsströme müssen begrenzt werden. (3) Stabilität: Sie muss auch in den Herkunftsländern der Flüchtlinge geschaffen werden. Außerdem gelte es die Türkei und Russland einzubinden. Ohne die beiden gehe es nicht.

Gerhard Schröder begrüßt das Publikum

Gerhard Schröder begrüßt das Publikum

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Dr. Gerhard Schröder aus rhetorischer Sicht?”

Positiv sind mir aufgefallen (An dieser Stelle nur 3 Punkte):

  • Humor als Einstieg: Gerhard Schröder hat es gleich in den ersten 2 Minuten geschafft, das Publikum 2 Mal zum Lachen zu bringen. Und zwar mit einer spontanen Reaktion auf die Bemerkung des Moderators. (Er sei nicht promoviert. Zum Glück, denn so kann er sich eine Plagiatsuntersuchung sparen. Seine Doktortitel habe er ehrenhalber erhalten. Das sei gut, denn dann brauche man auch nichts dafür zu tun.)
  • Kurze prägnante Sätze: Beispiele: Der Alleingang geht nicht. Die Herausforderungen für Europa sind immens. Krisen sind überwindbar. Nichts ist unveränderbar. Integration ist ein Segen für Europa. Die Flüchtlingspolitik hatte viel Herz, aber keinen Plan.
  • Frei gesprochen: Zu Beginn und mittendrin hat er frei gesprochen. Da ist er zu Höchstleistungen aufgelaufen: Blickkontakt, Energie, alles da. (Beispielsweise als er von einem Artikel in einer Schweizer Zeitung gesprochen hat, die er auf dem Hinflug gelesen hat.)

Mögliche Verbesserung / Ideen:

Gerhard Schröder SIAF small

Gerhard Schröder haltet eine Rede

Es gibt m.E. wenig zu verbessern. Wenn dann nur auf sehr hohem Niveau.

  • Ablesen: Bitte so wenig wie möglich ablesen. So wie an den Stellen, die er spontan eingeflochten hat.
  • Energie: Ich habe Gerhard Schröder vor vielen Jahren an einem Auftritt bei der Schweizerischen Post in Basel live erlebt. Dort war er dynamischer. Das hat mir noch besser gefallen.
  • Visualisierung: Es gab einige Aufzählungen. Vermutlich hätte es dem einen oder anderen geholfen den Überblick zu behalten, wären die Schlüsselworte auf einer Folie visualisiert worden.

Fazit:

Ein Referat mit klarer Stellungnahme für und Bekenntnis zu Europa. Insbesondere die unvorbereiteten, spontanen Stellen waren besonders beeindruckend.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 9

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Mehr Infos gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)

Skipwith Radar Axel Weber UBS

Der Skipwith-Radar analysiert das Referat von Axel A. Weber

 

Regierungspräsident Kanton Zürich Ernst Stocker

Regierungspräsident Kanton Zürich Ernst Stocker: ein Manager oder Leader?

Herausforderungen für den Kanton Zürich

Zürich, Kaufleuten, 16. März 2016, 18:05 – 18:40 Uhr. Organisiert von der Zürcher Volkswirtschaftlichen Gesellschaft ZVG. Von Thomas Skipwith.

Herausforderungen für den Kanton ZürichRegierungspräsident des Kantons Zürich Ernst Stocker hat vor fast vollem Saal eine Ist-Analyse vorgenommen. Während 20 Minuten hat er aufgezeigt wie gut es um den Kanton Zürich steht: Vergleich zu anderen Kantonen, Strassenverkehr, öffentlicher Verkehr, Finanzen, Steuerlast, Lebensqualität, Kulturangebot. Danach während 15 Minuten ist er auf mehrere Projekte eingegangen, die derzeit nicht vorwärts kommen oder um die es nicht gut steht: Strassenprojekte, Flughafen Zürich,
Umfahrung Eglisau, Masterplan Hochschulgebiete, Staatshaushalt, NFA, Unternehemenssteuerreform III.

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Finanzdirektor und Regierungspräsident Ernst Stocker primär aus rhetorischer Sicht?” (Inklusive inhaltlicher Beurteilung)
Positiv sind mir aufgefallen:Regierungspräsident Kanton Zürich Ernst Stocker

  • Hauptbotschaft: Die Hauptbotschaft war klar formuliert: „Wir müssen Lösungen suchen!“ Er hat sie auch mehrmals wiederholt. Gut.
  • Stimme: Ein Traum. Wer hätte nicht gerne auch so eine kräftige Stimme?
  • Bezüge: Er hat mehrmals Bezug zu Anwesenden und bekannten Abwesenden, z.B. Corinne Mauch, genommen. Das hält das Publikum, insbesondere die Genannten, wach.

Mögliche Verbesserungen / Ideen:

  • Inhalt: Erst im kürzeren (!) zweiten Teil seiner Präsentation ging es um die Herausforderungen, wie sie im Titel versprochen wurden. Doch auch im 2. Teil ging es leider nur darum, wo gerade heute der Schuh drückt. So wie es ein guter Manager tun würde. Als Regierungspräsident des Kantons Zürich, also dem CEO des Kantons, habe ich mir mehr gewünscht. Ein Leader müsste meines Erachtens eine Vision zeichnen, wo der Kanton in 10 – 20 Jahren stehen wird. Die Fragen wie der Stand der Planung ist, falls es zu zusätzlichen Flüchtlingsströmen kommen wird, wie den sinkenden Unternehmenssteuern in anderen Kantonen Gegensteuer geleistet wird, blieben beispielsweise (zwar politisch korrekt, aber) unbeantwortet. Kein Thema waren auch Szenarien wie z.B. der Zerfall des EuroraRegierungspräsident Kanton Zürich Ernst Stockerums, die Abwanderung der Industrie und Dienstleistungsunternehmen, der Wechselkurs, die alternde Bevölkerung, die totale Überwachung, Energiesicherheit, Landreserven. Ein Leader hätte dies meines Erachtens leisten müssen.
  • Folien: Die einzige schöne Folie war die Titelfolie. Alle anderen waren teilweise überladen, hatten schlechtes Design, zu kleine Schrift. Mit wenig Aufwand wäre hier einiges rauszuholen.
  • Appell: Die Regierung kann nicht alles selbst leisten. Hier hätte ich einen Appell ans Publikum gerichtet. Es soll mithelfen, den Kanton Zürich weiterhin auf dem Erfolgspfad zu halten.

Fazit: Es war die Präsentation eines Managers, aber keines Leaders. Die Herausforderungen der weiteren Zukunft hat Ernst Stocker nicht erwähnt. Zu seiner Rettung: Offenbar hat sich das Publikum daran nicht gestört.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 7

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Mehr Infos gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)

Axel A. Weber liest ab

Prof. Dr. Dr. h.c. Axel A. Weber: Globale Wirtschaft in der Schuldenfalle?

Axel A. Weber: Globale Wirtschaft in der Schuldenfalle?Universität Zürich, KOL-G-201, 23. Februar 2016, 18:33 – 19:15 Uhr. Organisiert vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung SIAF.

Das Interesse war gross: die Aula war mit fast 300 Personen voll besetzt, wie auch die Emporen und zusätzliche Räume mit der Live-Übertragung. Alle wollten hören wie es um die globale Wirtschaft und deren Zukunftsaussichten steht. Von einem Mann der schon Jahrzehnte in vielen Chargen Erfahrungen dazu gesammelt hat: Prof. Dr. Dr. h.c. Axel A. Weber, Präsident des Verwaltungsrates der UBS.

Wie üblich hat der Präsident des Vorstands des SIAF Dr. Dr. h.c. Martin Meyer humorvoll und souverän anmoderiert. Insbesondere ist mir positiv aufgefallen wie er auf das Fragezeichen im Titel aufmerksam gemacht hat mit der sinngemässen Bemerkung: „Das Fragezeichen im Titel lässt wenigstens noch ein bisschen Hoffnung zu.“ Entsprechend hat das Publikum mit einem Lachen reagiert.

Axel A. Weber mit seltener Gestik

Axel A. Weber mit seltener Gestik

Axel Weber hat dargelegt, dass die Frage im Titel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit Ja zu beantworten ist: Die globale Wirtschaft ist in der Schuldenfalle. Ausserdem sind die Modelle, welche das Wirtschaftswachstum schätzen, veraltet und deshalb häufig zu optimistisch. Den Schätzungsmodellen fehlen zwei wesentlich Faktoren: Die Verschuldung und die demographische Entwicklung. Weder der eine noch der andere Faktor bewegt sich nur noch wie ein langsamer Gletscher. Wenn die Schulden nicht abgebaut und die Systeme nicht an die zunehmende Alterung der Gesellschaft angepasst werden, wird die Weltwirtschaft nicht wieder in Fahrt kommen. Zum Schluss hat Axel Weber darauf aufmerksam gemacht, dass die Politik den schwierigen Seilakt zwischen höherem Pensionsalter, tieferen Renten und höheren Beiträgen zu bewältigen hat. Andernfalls die Gesellschaften nicht aus der Schuldenfalle kommen.

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Axel A. Weber, Präsident des Verwaltungsrates der UBS, aus rhetorischer Sicht?”

Positiv sind mir aufgefallen (und noch vieles mehr):

  • Axel A. Weber hat eine einfache Struktur für sein Referat gewählt: Einleitung, 2 Hauptpunkte, Ausblick.
  • Eloquenz: Er hat eloquent gesprochen mit nur wenigen Patzern.
  • Bezüge: Er hat viele Bezüge gemacht, z.B. zum Film „Groundhog Day“, zu Martin Meyer, zu Christoph Blocher.

Mögliche Verbesserungen / Ideen:

Axel A. Weber liest ab

Axel A. Weber liest ab.

  • Blickkontakt / Ablesen: Axel A. Weber hat über weite Strecken abgelesen. Schade. Glücklicherweise hat er zwischendurch auch wieder zum Blickkontakt mit dem Publikum gefunden. Mehr davon, bitte.
  • Wortwahl: Viele Sätze haben mit „Ich möchte …“ begonnen. Beispielsweise: „Ich möchte beginnen …“, „Ich möchte darüber reden …“. Stattdessen empfehle den Indikativ oder das Futur zu benutzen: „Ich beginne mit …“, „Ich werde darüber sprechen, dass …“.
  • Gestik: Gestik hält viele Zuschauer eher wach. Leider gab es nur ein paar wenige Stellen an denen Axel Weber gestikuliert hat. Auch hiervon, bitte mehr.

Fazit:

Ein Referat, welches inhaltlich vermutlich die Erwartungen vieler bestätigt hat. Trotzdem: Es hat bestimmt zu Diskussionen angeregt und wird es sicherlich weiterhin tun. Rhetorisch solide, aber nicht aussergewöhnlich. Insbesondere Gestik und Blickkontakt können verbessert werden.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 8

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Mehr Infos gibt’s auf www.thomas-skipwith.com)

Skipwith Radar Axel Weber UBS

Der Skipwith-Radar analysiert das Referat von Axel A. Weber

Merkel Raute

Tipp zur Körpersprache: Die Priesterhaltung

Merkel-Raute, verschränkte Arme und Priester-Haltung: „Wie soll ich bloss meine Hände halten?“ ist eine häufige Frage in meinen Rhetorik-Merkel RauteTrainings. Ob und wie Du Deine Hände halten kannst und sollst, erklärt Dir Thomas Skipwith im folgenden YouTube-Video „Die Priesterhaltung“.

Die Umsetzung/Übung sieht so aus:

  1. Schau Dir das Video an.
  2. Nimm Deine eigene Präsentation auf Video auf.
  3. Schalte den Ton aus.
  4. Schau Dir Deine Körpersprache an.
  5. Entscheide, ob Du die Priesterhaltung (zu oft) einnimmst.
  6. Freue Dich darüber, dass Du das nächste Mal eher in der Lage sein wirst die richtige Haltung einzunehmen.

Wie immer: Übung macht den Meister. Nur wenn Du Dir die Mühe nimmst, Dich selbst aufzunehmen, hast Du die Chance besser zu werden.

Wenn Dir der Tipp gefällt, dann teile ihn doch einfach in den sozialen Medien wie Facebook, XING und Co.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!

Thomas Skipwith

Susanne Ruoff: Immer wieder bestärkende Gesten.

Susanne Ruoff: Die Post will die neuen Herausforderungen im digitalen Zeitalter annehmen

Susanne Ruoff, Konzernleiterin, Die Post: „Die Post im digitalen Zeitalter“

Kongresshaus Zürich, 09. Dez. 2015, 18:05 – 18:35 Uhr. Organisiert von der Zürcher Volkswirtschaftlichen Gesellschaft ZVG.Susanne Ruoff steht brav hinter dem Rednertisch.

Frau Ruoff hat in ihrem Vortrag vergangene, bisherige und neue digitale Dienstleistungen der Post beschrieben: von der Gotthard-Postkutsche   bis zur Paketlieferung per Drohne. Das neue Geschäftsmodell der Post umfasst den Transport von Waren, Personen, Geld und Informationen. Insbesondere gehe es darum neue Konkurrenten in Schach zu halten, auszustechen oder noch besser: vom Markteintritt abzuhalten. Im letzten Drittel hat sie darauf hingewiesen, dass die Post einen gesetzlichen Auftrag zur Grundversorgung hat. Um diesen Auftrag zu erfüllen und finanzieren zu können, plädierte sie dafür das Restmonopol beim Briefversand (bis 50 Gramm) behalten zu dürfen.

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Konzernleiterin Susanne Ruoff aus rhetorischer Sicht?” (Eine kurze Einschätzung zur Rhetorik: 3 positive Aspekte, 4 Verbesserungspotentiale.)

Positiv sind mir aufgefallen (u.a.):

  • Susanne Ruoff: Immer wieder bestärkende Gesten.Energie: Frau Ruoff hat ihre Präsentation mit Energie vorgetragen. Ich hatte den Eindruck sie steht hinter dem was sie sagt. Das hat sie auch mit ihrer aufrechten Körperhaltung und viel Blickkontakt unterstrichen.
  • PowerPoint-Folien: Die Folien waren auf ein Minimum reduziert. Meistens ein Bild über die gesamte Leinwand mit einer Leitidee. Entsprechend viel Zeit hat sie zu jeder Folie gesprochen.
  • Diplomatisch: (a) Sie hat versucht einen Mittelweg zu beschreiben. Das verhindert starke Opposition. Es gehe ihr um ein „Sowohl als auch“. Sowohl bisherige Dienstleistungen als auch neue digitale Dienstleistungen (Beispiel: TWINT, eine mobile Zahlungslösung für Smartphones). (b) Das Postgeheimnis wird gewahrt. Das wirkt vertrauensbildend. (c) Sie will das Restmonopol bei der Briefpost behalten, würde sich aber einem gegenteiligen Entscheid des Parlaments (selbstverständlich) anpassen.

Mögliche Verbesserung / Ideen:

  • Formulierungen: Manche Sätze wurden grammatikalisch nicht zu Ende geführt. Das ist meines Erachtens in diesem Setting nicht so schlimm. Wo ich ein größeres Verbesserungspotential orte, ist, bei den Konjunktiv-Formulierungen: „Ich möchte …“ („Ech wet …“). Empfehlung: Die Konjunktive ersetzen mit dem Indikativ: „Ich will ihnen einen Einblick geben …“PowerPoint: Der Text springt aus den Textboxen.
  • PowerPoint-Folien: Einige Textfelder sind aus der Textbox gesprungen. Einerseits hat sie sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen lassen. Andererseits empfehle ich immer vorher die Folien (auf einem fremden Laptop) zu testen.
  • Schluss: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und ich freue mich auf ihre Fragen.“ Ist m.E. weniger stark als z.B.: „Ich wünsche mir, dass Sie uns treu bleiben. Wir werden alles daran setzen, dass das so ist und bleibt. Auch im digitalen Zeitalter.“ Damit wäre ein Appell eingebaut und der Kreis zum Thema der Präsentation geschlossen.
  • Zahlen / Daten / Fakten: Ich hätte mir gewünscht mehr Zahlen zu erfahren. Beispielsweise: Wie stark nehmen herkömmliche Geschäftsfelder ab und neue, digitale Geschäftsfelder zu? Werden die neuen Dienstleistungen bisherige Umsatzeinbrüche wettmachen?

Fazit:

Ein abwechslungsreiches Referat. Frau Ruoff hat viele rhetorische Mittel gut eingesetzt. An ein paar Punkten darf sie noch feilen. Weiter so.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 7.5

Analogie Fussball

Fussball als anschauliche Analogie

Analogie FussballEin meines Erachtens sehenswerter Redner ist Daniele Ganser, Friedensforscher und Historiker aus der Schweiz. Er schafft es immer wieder meine Aufmerksamkeit während fast 2 Stunden zu halten, obwohl die Inhalte schwer verdauliche Kost sind. Ich habe mich gefragt: „Wie macht er das?“ Die Erkenntnis aus dieser Analyse kann auch Deine nächste Präsentation viel einfacher verständlich machen.

Er arbeitet u.a. mit Analogien. Er vergleicht also einen Sachverhalt mit einem anderen. Den einen Sachverhalt, den wir noch nicht kennen, vergleicht er mit einem Sachverhalt, den wir bereits kennen. Und schon macht es beim Publikum „klick“. In diesem Beitrag will ich eine Analogie erwähnen, die er in seiner Vorlesung: „Regime-Change in der Ukraine?“ eingesetzt hat.

Daniele Ganser vergleicht einen Regimewechsel (regime change) mit dem Auswechseln eines Spielers beim Fußball. Jeder kennt das : Der Trainer, einer von außerhalb des Spiels, greift ins Spiel ein und hofft durch die Auswechslung, dass das Spiel anders verläuft. Natürlich, aus Sicht des Trainers, besser als vorher. Genauso ist es bei einem Regimewechsel: Jemand von außerhalb will einen der bisherigen Spieler, in diesem Fall den Regierungschef, auswechseln. Ebenfalls mit dem Ziel, dass die Resultate anders sein werden.

Analogien können natürlich für alle Themen eingesetzt werden: Technische Themen, Produktpräsentationen, Jahresabschlüsse etc.

Im folgenden YouTube-Video beginnt die Erklärung der Fussball-Analogie ab Minute 02:36 und dauert bis Minute 04:53.

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SIAF Bundesrat Alain Berset insistiert auf dem Text

Bundesrat Alain Berset: Die Schweiz braucht Mythen um das Land zusammenzuhalten.

Bundesrat Alain Berset: “Die Schweiz – Erinnerungsnation mit Zukunft”

Universität Zürich, KOH-B-10, 27. Mai 2015, 18:35 – 19:10 Uhr. Organisiert vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung SIAF.

SIAF Bundesrat Alain Berset insistiert auf dem Text

SIAF Bundesrat Alain Berset insistiert auf dem Text

Der Saal mit 450 Plätzen war knapp zur Hälfte gefüllt. Bundesrat Alain Berset wurde trotzdem mit einem kräftigen Applaus begrüsst. Die Geschichte der Schweiz sei geprägt von den folgenden vier Punkten:

  1. Das Verhältnis zu den Nachbarn war noch nie reibungslos.
  2. Realismus, Pragmatismus und strategische Intelligenz
  3. Dem Willen zusammenzuhalten
  4. Zufall

Eine stabile politische Situation ist eher die Ausnahme als die Regel. Vielmehr ist bei einem Blick in die Geschichte die multipolare, volatile Welt der Normalfall. Deshalb müssen wir in Bewegung bleiben und Gräben immer wieder von neuem überwinden. Dies gelingt uns (auch) dank unseren Mythen wie z.B. Willhelm Tell.

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Bundesrat Alain Berset aus rhetorischer Sicht?” (Eine kurze Einschätzung zur Rhetorik: 3 positive Aspekte, 3 Verbesserungspotentiale.)

Positiv sind mir aufgefallen (und noch vieles mehr):

  • Andere zitieren: Alain Berset hat sich immer wieder auf andere Personen bezogen und hat sie zitiert. Dadurch untermauert er seine Argumente geschickt.
  • Redenschreiber / Ghostwriter: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat er sich von einem Redenschreiber / Ghostwriter den Vortrag schreiben lassen. Gut. Als Bundesrat hat er keine Zeit alle Reden selbst zu schreiben. Allerdings sollte er das Manuskript vorher (nochmals) laut durchlesen. So würde er (noch) weniger über einzelne Stellen stolpern.
  • Rhetorische Mittel:  Sein Redenschreiber hat alle Register der Rhetorik gezogen. Es gab beispielsweise regelmässig humorvolle Einlagen (Beispiel: Die Unfallgefahr wächst, je länger man beim Autofahren in den Rückspiegel schaut.), Zitate, Alliterationen (Beispiel: Zoff, Zank + Zunder), Wortspiele, eine klare Struktur.
SIAF Bundesrat Alain Berset mahnt mit dem Finger

SIAF Bundesrat Alain Berset mahnt mit dem Finger

Mögliche Verbesserung / Ideen:

  • Ablesen: Alain Berset hielt eine Vor-Lesung. Er hat viel (90% oder mehr der Zeit) vom Manuskript abgelesen. Erst nach dem Vortrag, während den Fragen und Antworten, ist er mit der freien Rede zur Höchstform aufgelaufen. Vermutlich war das Ablesen dem komplexen Inhalt geschuldet.
  • Vogelperspektive: Kritische Stimmen würden sagen, erst ist zu allgemein geblieben.  Wäre es möglich gewesen, konkreter die Herausforderungen der Zukunft zu  nennen?
  • Letzter Satz: Den letzten Satz konnten weder mein Nachbar noch  ich akustisch verstehen. In diesem Fall war erst mit dem „vielen Dank“ klar, dass der Vortrag zu Ende ist. Ganz, ganz schade.

Fazit:

Ein interessantes Referat auf (zu) grosser Flughöhe. Regelmässig aufheiternde Bemerkungen, welche es mir einfach machten zuzuhören.  Lohnenswert.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 7

SVP auf dem Prüfstand

SVP-Kandidaten auf dem rhetorischen Prüfstand

SVP Aargau: Kandidaten auf dem rhetorischen PrüfstandHat die SVP (Schweizerische Volkspartei) auch deshalb einen so großen Wähleranteil, weil deren Politiker so gut reden? Bestimmt war die Sprachgewalt eines Christoph Blochers nicht unwichtig, dass die SVP so viele Anhänger gefunden hat. Da Christoph Blocher in absehbarer Zeit ersetzt wird (möglicherweise durch Roger Köppel) scheint es mir besonders interessant, einige Exponenten der Partei genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Aargauer Zeitung hat mich gebeten, die Kandidaten für den Nationalrat und Ständerat der SVP Aargau aus rhetorischer Sicht zu beurteilen.  Die beiden neuen Kandidaten Nicole Müller-Boder und Andreas Glarner schneiden gut ab. Wie schneiden die anderen Kandidaten ab? Das Ergebnis ist leider nicht mehr erhältlich.

Peer Steinbrueck Die Zukunft der Demokratie

Peer Steinbrück im "Peer review"

Universität Zürich, Aula, 18. November 2014, 18:40 – 19:22 Uhr. Organisiert vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung SIAF.

Minister a.D. Peer Steinbrück: “Die Zukunft der Demokratie”

Peer Steinbrueck TitelfolieWürde Peer Steinbrück auf seine Bemerkung mit der Kavallerie Bezug nehmen? Das war vermutlich eine der Fragen, die sich viele der Anwesenden im voll gefüllten Saal der Uni Zürich gestellt haben. Dr. Meier, der Organisator und Leiter des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung, hat diesen Gedanken aufgenommen und humorvoll anmoderiert mit: „Willkommen in unserem Wigwam: ‚Sie haben nichts zu befürchten.'“

Peer Steinbrück hat vor einem vollem Saal von ca. 350 Zuhörern referiert. Er hat dafür plädiert, dass sich das Publikum um Politik kümmern soll. Das Publikum könne die Politik nicht einfach anderen überlassen! Ein klarer Appell dafür, dass sich jeder einbringePeer Steinbrueck Die Zukunft der Demokratien soll.

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Peer Steinbrück aus rhetorischer Sicht?” (Eine kurze EiPeer Steinbrueck Die Zukunft der Demokratienschätzung zur Rhetorik: 3 positive Aspekte, 3 Verbesserungspotentiale.)

Positiv sind mir aufgefallen (und noch vieles mehr):

  • Sprache: flüssig, stark, fehlerfrei, ausdrucksstark. Beispiel:  „… so, dass ich jetzt langsam die Schlusskurve kriege.“
  • Humorvoll: inbesondere hat er zu Beginn und am Schluss Scherze eingebaut. Politiker sollen beispielsweise keine inhaltslosen Sätze von sich geben: „Eine gute Grundlage ist die beste Grundlage für eine solide Basis.“
  • Abwechslung vieler rhetorischer Mittel: Sprechpausen, Geschwindigkeitswechsel, Alliterationen, rhetorische Fragen, Enterhacken (zu Beginn auf etwas neugierig machen, aber dann auf später vertrösten).Peer Steinbrueck Gastgeschenk

Mögliche Verbesserung / Ideen:

  • Kopfhaltung: In wenigen Fällen konnte ich beobachten wie er das Kinn nach oben hielt. Das kann als arrogant interpretiert werden.
  • Essensreste: Es schien mir, dass er zu Beginn mit der Zunge nach Essensresten gefischt hat.
  • Anglizismen: Herr Steinbrück hat einige Anglizismen benutzt. Eine kurze deutsche Übersetzung könnte für den einen oder anderen Publikumsteilnehmer eine Hilfe sein. (An dieser Stelle auch die Erklärung zum Titel mit Anspielung auf seinen Vornamen: „Peer review“ soll „Analyse seiner Rede“ bedeuten.) Manchmal treffen englische Ausdrücke allerdings einen Sachverhalt besser auf den Kopf als deutsche. In seiner Rede hätte m.E. der Satz „Freedom is not free.“ gut gepasst.

Besonders witzig wurde eines der beiden Gastgeschenke aufgenommen: der Indianer-Kopfschmuck.

Fazit:

Ein tolles Referat. Gut strukturiert, gekonnt vorgetragen, keine Sekunde langweilig. Wer nicht da war, hat etwas verpasst.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 9

Nguyen The Phiet Botschafter Vietnam

Botschafter von Vietnam: Verkauft sich unter seinem Wert

Zürich, Zunfthaus zum Rüden, 15. Okt. 2014, 13:08 – 13:44 Uhr. Organisiert vom HSG Alumni Lunch Club.

H.E. Mr. NNguyen The Phiet Botschafter Vietnamguyen The Phiet, Botschafter von Vietnam in der Schweiz: “Foreign Direct Investment (FDI) in Vietnam”

Inhaltliches Fazit des Referats: Vietnam hat in den letzten 30 Jahren ein sehr beeindruckendes wirtschaftliches Wachstum an den Tag gelegt. Die (kommunistische) Partei plant das Wachstum beizubehalten. Investitionen lohnen sich.

Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt seiner Exzellenz Nguyen The Phiet aus rhetorischer Sicht?” (Eine kurze Einschätzung zur Rhetorik: 3 positive Aspekte, 3 Verbesserungspotentiale.)

Positiv sind mir aufgefallen:

  • F&A: In der Antwort zur letzten Frage aus dem Publikum hat er von einem persönlichen Erlebnis erzählt: wie er noch vor dem grossen Umbruch (80er Jahre) Lebensmittelmarken beziehen durfte, z.B. 250g Zucker für 3 Monate.
  • Einstieg: Er hat zur Steilvorlage des Moderators Bezug genommen; in diesem Fall „50 neue Freunde im Publikum“.
  • Unterstützung: Seine Exzellenz ist zu fünft angereist. Eine gute Methode um sich sicherer zu fühlen. (Ob einige davon seine Bodyguards waren?)

Mögliche Verbesserungen / Ideen:

  • Folien: Zu viele. Zu viel Text auf den Folien. Zu kleiner Text. Wildes und vermutlich unbeabsichtigtes Herumklicken vor und während der Präsentation. Empfehlung: das Buch „presentationzen“ von Garr Reynolds oder ein anderes Buch über Rhetorik und den Einsatz von PowerPoint lesen.Nicht lesbare Folie
  • Bilder: Ich habe Vietnam selbst besucht und es als sehr schönes Land mit einer unglaublich gastfreundlichen, zuvorkommenden und arbeitsamen Bevölkerung in Erinnerung. Gerne hätte ich ein paar sprachliche und visuelle Bilder zum Land gehabt. Der Vortrag sollte die Lust auf einen Besuch und eine Investition wecken.
  • Inhalt: Die Präsentation hat sich fast ausschließlich auf makroökonomische Zahlen beschränkt. Beim Thema Direktinvestitionen hätte ich mir Infos zu Lohnniveau, Rechtssicherheit, Steuern, Lebensqualität, Ausbildung, Rekrutierungsunterstützung, Zusammenarbeit mit den Behörden, Umweltschutzvorschriften, Preisniveau, Import- und Exportvorschriften etc. gewünscht.

Fazit:

Ein sehr netter und höflicher Herr. Guter Stoff für einen faszinierenden Vortrag wäre in Hülle und Fülle vorhanden. Allerdings, wenn ich investieren würde, dann nicht dank, sondern trotz dieses Vortrags.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): am unteren Ende der Skala.