Kaspar Villiger am Referat an der Uni Zürich

Kaspar Villiger: Die Schweiz als Sonderwirtschaftszone der EU?

Universität Zürich, 8. Nov. 2011, Referat „Die Schweiz in Europa: Chancen und Risiken“

Kaspar Villiger am Referat an der Uni Zürich

Kaspar Villiger: Referat an der Uni Zürich

Kaspar Villiger, Ex-Bundesrat und derzeitiger Verwaltungsratspräsident der UBS, hat 3 Thesen aufgestellt, wie die Schweiz glücklich bleiben kann.

1. Die Menschen wollen Wohlstand.

2. Ein Land braucht eine Identität.

3. Ein Land will in der Welt geachtet sein.

Anhand der 3 Thesen hat er 3 Perspektiven entworfen.

Unter anderem hat er den Standpunkt vertreten, dass die Schweiz und die EU von einander profitieren. Und dies möglicherweise noch mehr könnten.

Eine bemerkenswerte Analogie war die folgende: China hat Sonderwirtschaftszonen eingerichtet. Alles was funktioniert übernehmen die Chinesen für das ganze Land. Was nicht, nicht. Die Schweiz könnte von der EU ebenfalls als Sonderwirtschaftszone angesehen werden. Auch hier könnte sie, die EU, die positiven Dinge übernehmen, die negativen weglassen. Statt die Schweiz zu bekämpfen.

Wie gut war die Rede von Kaspar Villiger?

Aus rhetorischer Sicht sind Thomas Skipwith, Präsentations-Coach, die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ „Was dem Publikum unter den Nägeln brennt“ ansprechen: Das Thema des Vortrags war die „Schweiz und die EU“. Trotzdem hat Kaspar Villiger in seiner Rolle als Präsident des Verwaltungsrates der UBS geschickt erst etwas zur UBS gesagt. Andernfalls wäre ihm das Publikum wohl weniger gefolgt. Er hat also gleich selbst zu Beginn der Rede die brennendsten Fragen zur UBS beantwortet.

+ Humor: Kaspar Villiger hat es immer wieder verstanden das Publikum zum Lachen zu bringen. (Beispiel: 30% Rendite der Schweizerischen Nationalbank auf toxischen Papier ist ausgezeichnet. Das ist einiges besser als die Performance seines eigenen Portefeuilles.)

Kaspar Villiger über die Schweiz und Europa

Kaspar Villiger über die Schweiz und Europa

+ Umsichtige Formulierungen: Er hat es immer wieder verstanden, seine Thesen und Aussagen so zu formulieren, dass alle im Publikum zustimmen konnten. Beispiele: Vielleicht komme ich zu einem umstritteneren Thema …; Viele von uns …; Eigentlich sind wir …, wenn auch …

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:

– Begrüssung mit Blick ins Publikum: Ich habe beobachtet wie Kaspar Villiger schon im ersten Satz auf sein Manuskript schaute. Empfehlung: Die ersten 3 Sätze mit Blickkontakt ins Publikum machen.

– Viele Punkte: Da waren 3 Thesen, 9 Punkte in der Zusammenfassung, 5 Voraussetzungen für oder gegen einen Beitritt zur EU etc. Es fiel mir schwer, bei so vielen Punkten den Überblick zu behalten. Idee: Wie wäre es mit z.B. 4 Folien mit den wichtigsten Punkten darauf?

Uni Zürich, Saal KOL-G-201

Uni Zürich, Saal KOL-G-201

– Den Applaus annehmen: Nach dem Schluss des Referats habe ich beobachtet wie Herr Villiger an die Wand stand, die Hände verschränkte und auf den Boden schaute. Erinnerte mich an jemanden, dem etwas peinlich ist. Schade, das hinterlässt bei mir einen schlechten letzten Eindruck. (Ähnliches Verbesserungspotential wie bei Didier

Skipwith-Radar zum Referat von Kaspar Villiger an der Uni Zürich

Skipwith-Radar zum Referat von Kaspar Villiger an der Uni Zürich

Burkhalter’s Vortrag vom 10. Oktober 2011.) Empfehlung: Nach so einer tollen Rede, wünsche ich mir, dass er ins Publikum schaut und den Applaus geniesst. Er hat ihn meines Erachtens verdient.

Insgesamt eine tolle Rede. Es hat sich für mich gelohnt hinzugehen.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 8

(Das Referat kann auf der URL: http://www.siaf.ch/ nachgehört werden.)

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Der Skipwith-Radar gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)

Jean-Claude Juncker am Rednerpult

Jean-Claude Juncker: Kapitän eines sinkenden Schiffs?

Universität Zürich, 25. Okt. 2011, Referat „Europa – wie weiter?“

Ein gut gefüllter Saal

Ein gut gefüllter Saal

Jean-Claude Juncker, Premierminister des Großherzogtums Luxemburg und Vorsitzender der Euro-Gruppe, auf dem rhetorischen Prüfstand.

Herr Juncker hat seine Auffassung vertreten, dass Europa nur gemeinsam stark ist. Insbesondere auch in Anbetracht dessen, dass andere Länder wie Indien und China ein viel stärkeres Bevölkerungswachstum als Europa haben, verliert Europa zunehmends an Bedeutung. Trotzdem oder erst recht: Die Europäische Union sei die grösste Nachkriegsleistung Europas seit dem 2. Weltkrieg. Der Euro habe ausserdem eine stabilisierende Wirkung auf alle Länder im europäischen Raum gehabt. Es handle sich nicht um eine Eurokrise, sondern um eine Schuldenkrise. Es müsse alles getan werden, um einen „Default“ Griechenlands zu verhindern. Die Banken müssten rekapitalisiert werden.

Jean-Claude Juncker am Rednerpult

Jean-Claude Juncker

Momentan jagt ein Krisengipfel den anderen. Dass Jean-Claude Juncker Zeit gefunden hat, am Tag vor einer grossen Abstimmung im Europäischen Parlament in die Schweiz zu reisen, kann ihm hoch angerechnet werden. Böse Zungen würden allerdings fragen: „Kann er am Tag vor einer wichtigen Abstimmung in der EU etwas Wesentliches sagen ohne in einen Fettnapf zu treten und müsste er nicht in Brüssel am Lobbyieren sein?“

Wir dürfen gespannt sein, ob das leckgeschlagene Schiff Europa von seinem Kapitän und seiner Crew geflickt und in sicherere Gewässer navigiert werden kann. Zu wünschen wäre es ihm.

Das Referat kann auf der URL: http://www.siaf.ch/ nachgehört werden.

Aus rhetorischer Sicht sind Thomas Skipwith, Präsentations-Coach, die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Notizen: Nur ein A4-Blatt mit Handnotizen. Dies könnte die Voraussetzung für viel Blickkontakt und eine freie Rede sein. Leider war dem nicht so. Der Blick war zu oft auf dem Rednerpult und wenn, dann vorwiegend im rechten Teil des Publikums.

Andenken an Churchill's Rede von 1946

Andenken an Churchill’s Rede von 1946

+ Bezug zum Ort und zum Publikum: „In diesem Saal hat schon Churchill [1946] gesprochen.“ „Zürich und die Schweiz gehören zum europäischen Kernland.“

+ Humor: Witzige Bemerkungen haben den Inhalt aufgelockert. Er konnte auch über sich selber lachen.

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:

– Blickkontakt:Weniger ablesen, dafür mehr ins Publikum schauen.

– Sprache: Zu leise. Zu langsam. Zu lange Sätze. Zu viele

„ähs“.

War es so langweilig?

War es so langweilig?

Skipwith-Radar von Jean-Claude Juncker

Skipwith-Radar von Jean-Claude Juncker

– Energie, Leidenschaft: Wenig – zu wenig. Es kam keine Begeisterung rüber. Keine Vision. Es blieb der schale Nachgeschmack von „ein Bürokrat verteidigt seine Position“. Stattdessen müssten die Herzen der Bürger erobert werden. Es gab sogar Zuhörer, die eingeschlafen sind.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 5

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Siehe www.thomas-skipwith.com)

Didier Burkhalter an der Uni Zürich

Bundesrat Didier Burkhalter: Die Schuldenbremse als Exportschlager der Schweiz

Universität Zürich, 10. Okt. 2011, Referat „Europas Zukunft – eine schweizerische Perspektive“. Bundesrat Didier Burkhalter auf dem rhetorischen Prüfstand.

Didier Burkhalter an der Uni Zürich

Didier Burkhalter an der Uni Zürich

Vor fast vollem Saal an der Uni Zürich hat Bundesrat Didier Burkhalter, flankiert von 2 schwarz gekleideten Bodyguards, seine Sicht zur Zukunft der Schweiz in Europa zum Besten gegeben. Die Schweiz sei gut aufgestellt um die Unsicherheit der Zukunft zu meistern. In dieser Beziehung sei sie tatsächlich im Vergleich zu Europa ein Sonderfall. Ein für ihn wichtiges Mass des Erfolgs einer Volkswirtschaft  ist die tiefe Jugend-Arbeitslosigkeit (CH: 3.2%). Offenheit und Vernetzung haben uns in diese beneidenswerte Position gebracht. In Bezug auf andere Aspekte sitzen wir aber mit Europa im gleichen Boot. Stolz machte er darauf aufmerksam, dass das Konzept der Schuldenbremse in vielen anderen europäischen Staaten ernsthaft diskutiert wird – ein Exportschlager. In Frankreich wird die Schuldenbremse schöner, als „la règle d’or“ (die goldene Regel) bezeichnet. Klingt ja auch um einiges besser. Wenn die Schweiz weiterhin erfolgreich sein will, müsse sie sich auf ihre Werte von Zuverlässigkeit, hohem Arbeitsethos und Sparsamkeit besinnen.

Aus rhetorischer Sicht sind die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Viele Redewendungen und Bonmots: „Nur eines ist sicher: die Unsicherheit.“, „Es geht nicht um ‚l’art pour l’art'“, „David mit Vertrauen, Goliath mit Unsicherheit“.

+ Sprache: Fehlerfrei, flüssig, schnell (zu schnell?). Keine Füllwörter.

+ Bezug zum Ort und zum Publikum: „Ich bin ein Zürcher – und ein Neuenburger.“ „Die Farben des Saals erinnern mich an die Farben der Fahne von Neuenburg.“  „Beobachte immer mit Interesse was Zürich macht.“

+ Humor: Er hat das Publikum immer wieder, trotz dem ernsten Thema, zum Lachen gebracht. Chapeau.

Didier Burkhalter ordnet sein Manuskript

Didier Burkhalter ordnet sein Manuskript

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:

– Blickkontakt:Weniger ablesen, dafür mehr ins Publikum schauen.

– Nach dem letzten Wort ist die Rede noch nicht zu Ende: Auf mich hat BR Didier Burkhalter durch seine Haltung und seinen Gesichtsausdruck den Eindruck gemacht, wie wenn der Vorhang schon runtergegangen sei, obwohl er noch vorne am Rednerpult stand.

– Manuskript ordnen: Ich habe beobachtet, wie er bei fast jedem neuen Abschnitt die Seiten des Manuskripts von neuem geordnet (schweizerdeutsch: „gebüschelt“)

Der Skipwith-Radar zeigt Stärken und Verbesserungspotentiale

Skipwith-Radar von Didier Burkhalter

hat. Dies hat Potential zum Ablenken.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 8

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Siehe www.thomas-skipwith.com)