Blackout

Nie wieder Blackout

BlackoutIst es Ihnen auch schon passiert? Sie sitzen am Arbeitsplatz. Sie stehen auf um etwas zu erledigen. Auf halbem Weg halten Sie inne, weil Sie vergessen haben, was Sie machen wollten. Einfach weg. Das nennt man ein Blackout.

Sie gehen zurück zu Ihrem Arbeitsplatz. Plötzlich ist der Gedanke wieder da. Sie wundern sich, wie Sie den Gedanken vergessen konnten. Sie stehen zum zweiten Mal auf und erledigen, was Sie erledigen wollten.

Das bedeutet nichts anderes, als dass es Orte gibt, an denen was ist und Orte, an denen nichts ist.

Genauso ist es auf der Bühne. Wenn Sie einem Blackout begegnen, ist an dieser Stelle der Bühne nichts. Ein kleines schwarzes Loch. Gehen Sie dorthin, wo was ist. „Wo ist das?“ fragen Sie? Es ist in Ihren Notizen. Ganz einfach. Selbstverständlich setzt das voraus, dass Ihre Notizen so sind, dass Sie sich in den Notizen zurechtfinden. Sonst ist tatsächlich Hopfen und Malz verloren.

Die Umsetzung/Übung sieht so aus:

  1. Legen Sie Notizen an, dank derer Sie jederzeit wissen, wo Sie sind.
  2. Wenn das Blackout kommt, gehen Sie zu Ihren Notizen.
  3. Lesen Sie die Notizen.
  4. Fahren Sie fort mit der Präsentation.
  5. Geniessen Sie es, dass Sie den roten Faden wiedergefunden haben.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Traditionen wecken – Weihnachtsgeschichten erzählen

Weihnachten ist die ideale Zeit um eine Geschichte zu erzählen. Es gibt Familien, bei denen ist das immer noch Tradition. Ganz nebenbei üben Sie  dabei Ihre Redefähigkeiten. Am besten ist es, wenn Sie die Geschichte frei erzählen. Aber selbst wenn Sie die Geschichte vorlesen, haben Sie und Ihre Zuhörer davon profitiert. Die beste Stimmung entsteht im Kerzenschein. Der Duft der Kerzen in der Nase.  Die kleinen und grossen Kinder werden ihre Ohren spitzen und gespannt zuhören.

Unter den folgenden Links gibt es ganz viele Geschichten, die sich zum Erzählen eignen.

http://www.weihnachtsideen24.de/weihnachtsgeschichten.html

z.B. Der Weihnachtsmann steht vor der Tür

http://www.harrygreis.ch

z.B. Nur ein Kind (ca. 25 Minuten, dafür mit umso mehr unerwarteten Wendungen, für Tränen ist gesorgt)

http://www.weihnachtswuensche.com/weihnachten/weihnachtsgeschichten/

Die Umsetzung/Übung sieht so aus:

  1. Wählen Sie eine Weihnachtsgeschichte aus.
  2. Merken Sie sich die Geschichte auswendig. Oder lesen Sie sie wenigstens ein paar Mal laut vor.
  3. Zünden Sie  an Heiligabend oder Weihnachten ein paar Kerzen an. Machen Sie das Licht aus.
  4. Erzählen Sie die Geschichte oder lesen Sie sie vor.
  5. Geniessen Sie wie Sie die Emotionen Ihrer Zuhörer wecken und wie sie Ihnen an den Lippen hängen.

Ich wünsche allen ein tolles Fest!

… und alle hören zu.

Buchcover "So geht Stegreif!"

So geht Stegreif!

Was braucht es für eine gute Stegreifrede? Andrea Trueb gibt in ihrem Artikel im Blick die wichtigsten Tipps für eine gute Stegreifrede zum Besten. Mit Tipps von mir. Unter anderem:

  • Es braucht eine positive Einstellung, unter dem Motto: „Diesen Stier packen wir an den Hörnern.“
  • Den ersten Gedanken beim Schopf packen. Nicht noch lange nach anderem suchen.
  • Entschuldigen Sie sich nicht.
Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger am Rednerpult

Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger: Wie bereite ich mich für eine Rede vor?

Bern, Politforum Käfigturm, 2. Sept. 2013. Referat “Wie bereite ich mich für eine Rede vor?”  Ein Referat im Rahmen des Rhetorik Club Bern.

Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger ist der Einladung des Rhetorik Club Bern gefolgt, eine Rede über das Reden zu halten. Vor vollem Saal im Käfigturm in Bern hat er den Zuschauern aus seinem reichen Erfahrungsschatz als politischer Redner wertvolle Grundzüge der Rhetorik mitgegeben. Die Zuschauer sind aus der ganzen Schweiz aus den verschiedenen Rhetorik-Clubs angereist. Er hat seine Rede mit persönlichen Erfahrungen und Bonmots gespickt. Seine reiche Erfahrung aus dem Parlament als National- und Bundesrat hat er geschickt einfliessen lassen.

Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger am Rednerpult

Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger am Rednerpult

Moritz Leuenberger hat über weite Strecken frisch von der Leber weg gesprochen. Sein Manuskript war zwar ausführlich (A4 mit ganzen Sätzen), doch er hat es diskret eingesetzt, so dass der Blickkontakt und der Dialog mit dem Publikum nicht zu kurz kamen. Einzig gleich zu Beginn war schade, dass er schon nach der Begrüssung ein erstes Mal seinen Blick senkte um auf seine Notizen zu schauen.

Moritz Leuenberger liest vom Manuskript ab

Moritz Leuenberger liest vom Manuskript ab

Seines Erachtens muss bei einer Rede die Priorität auf dem Inhalt liegen. Dabei hat er mit vielen Beispielen eine Tour d’Horizon von Martin Luther King bis Manfred Schröder gemacht. Stegreifreden seien nichts für den verantwortungsvollen Redner. Denn jede Rede soll mindestens kurz durchdacht sein. Z.B. beim Attentat in Zug hatte er nur zwei Stunden zur Vorbereitung seiner Rede. In dieser hat er telefonisch Kontakt mit einem Psychiater und mehreren Freunden aufgenommen, um die richtigen Worte zu finden. Oder als Bundesrat wurde er natürlich regelmässig von Journalisten mit dem Mikrofon bestürmt. Dabei hat er sich regelmässig geweigert, sofort zu antworten. Auf diese Weise vermeidet er Fehlschüsse und kann Gedanken wenigstens einen Moment lang reifen lassen. Nur so kann insbesondere ein Politiker verantwortungsvoll antworten, immer im Hinblick darauf, dass das was er sagt, in die ganze Nation ausgestrahlt wird.

Ein Auszug aus dem Manuskript von Moritz Leuenberger

Ein Auszug aus dem Manuskript von Moritz Leuenberger

Moritz Leuenberger hat beispielhaft vorgemacht, wie man eine Rede vorbereiten und dann aber auch halten soll. Er empfiehlt zuerst die Systematik (ähnlich wie ein Inhaltsverzeichnis) zu erstellen, so dass die grossen Schritte definiert sind. Ganz im Sinne des Primats des Inhalts. Im zweiten Schritt erst soll man sich um weniger entscheidende Dinge wie die Einleitung und humorvolle Einschübe kümmern.

Je nach Publikum und deren Erwartungen und Bedürnisse muss der Inhalt gestalt

Das Publikum lauscht den Ausführungen von Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger

Das Publikum lauscht den Ausführungen von Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger

et werden. Es macht einen Unterschied, ob ein Publikum feindlich, freundlich, skeptisch, offen oder verschlossen ist. Oder braucht das Publikum Trost?

Alt-Bundesrat Leuenberger hat auf zwei Arten von Reden aufmerksam gemacht:

  1. Die Übersetzungshilfe: ein Redner „übersetzt“ für das Publikum einen Sachverhalt
  2. Die eigene Meinung vertreten

Sein Vergleich mit dem Theater war meines Erachtens sehr passend: Es gibt auch als Redner Elemente zu beachten wie das Publikum, die Bühne, die Dramatik, technische Hilfsmittel (z.B. Grossleinwand, Hellraumprojektor) etc..

Die Stärken von Moritz Leuenberger in diesem Vortrag waren meines Erachtens:

Moritz Leuenberger lässt seinen linken Arm teilnahmslos hängen

Moritz Leuenberger lässt seinen linken Arm teilnahmslos hängenSeine Kritik an Rhetorik-Kursen, an denen er gemäss eigener Aussage noch nie teilgenommen hat. Dadurch verliert die Kritik an Glaubwürdigkeit.

  • Die humorvollen Einschübe und Geschichten
  • Seine persönlichen Erlebnisse als Redner und Politiker
  • Seine Recherche über den Rhetorik Club Bern und Toastmasters
  • Wasser predigen und Wasser trinken: Er hat nicht nur empfohlen die Rede so zu schliessen wie sie begonnen wurden, sondern hat es auch gleich selbst gemacht.
  • Dialog mit dem Publikum über Blickkontakt und Bonmots

Aus meiner Sicht gab es folgendes Verbesserungspotential:

  • Sein linker Arm hing teilweise teilnahmslos auf der Seite. Dadurch verlor der körperliche Ausdruck an Dynamik.
  • Sein Abgang von der Bühne darf dynamischer sein. Aus meiner Sicht eher wie ein scheues Reh als einer, der selbstbewusst sagt: „Doch, das ist gut gelaufen. Ich bin stolz.“

Toll, dass sich Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger die Zeit genommen hat, sich für den Rhetorik Club Bern als Redner zur Verfügung zu stellen und seine ganz persönlichen Tipps und Tricks zu teilen. Ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Gerne wieder.

Besuch an der NSA Convention 2013: Bei denen die reden, nicht die, die lauschen!

NSA nicht gleich NSA

„Wohin gehst Du?!“ war eine häufige Reaktion auf meine mit Vorfreude gefärbte Aussage: „Ich gehe zur NSA Convention in Philadelphia.“ NSA heisst nicht nur National Security Agency (Edward Snowden lässt grüssen), sondern auch National Speakers Association. (Das Pendant dazu im deutschsprachigen Raum heisst German Speakers Association (GSA).)

Viele der Besten treffen sich

Viele der besten Speaker, Redner, Referenten, Trainer und Coaches treffen sich einmal im Jahr am grossen Kongress der NSA. Dieses Jahr hat der Kongress in Philadelphia stattgefunden. Es waren 1’300 Teilnehmer angereist um wieder Tipps und Tricks fürs Marketing und den besten Auftritt vor Publikum mitzunehmen.

Interview von Thomas Skipwith mit Philipp Riederle

Interview mit Philipp Riederle

Auch viele Mitglieder der German Speakers Association waren angereist um die neusten Entwicklung am Speaker-Markt aus erster Hand zu erfahren. Besonders erfreulich war auch, dass ein Mitglied der GSA aus Deutschland, Philipp Riederle, auf der grossen Bühne (Mainstage) ein Referat halten durfte. Mir war es eine besondere Ehre mit ihm (sowie Bruce Turkel und Gaby Graupner) ein Interview zu führen.

 

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Shakespeare soll einmal gesagt haben: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“ Er hatte das angeblich in Bezug auf die Schönheit von Frauen (und Männern) bezogen. Dieses Zitat trifft aber natürlich auch wunderbar auf die Redebeiträge auf der Mainstage und auf den kleineren Bühnen und Räumen zu. Was der eine gut fand, hat dem anderen überhaupt nicht gefallen. Diese unterschiedliche Beurteilung der Redebeiträge hat meines Erachtens wieder einmal schön gezeigt:

  1. Der Erfolg einer Rede / Präsentation hängt davon ab, wer Dein Publikum ist. Empfehlung: Passe Deinen Inhalte und Deine Vortragsweise ans Publikum an.
  2. Du kannst es nie allen Recht machen. Empfehlung: Lass Dich nicht von ein paar wenigen ins Bockshorn jagen. Versuche Deine Rede / Präsentation so zu machen, dass es der grossen Mehrheit schmeckt.
  3. Ich kann von jedem etwas lernen: Empfehlung: Übernimm die Dinge, die Dir gefallen; lass die Dinge weg, die Dir nicht gefallen.

Insgesamt war die Convention auch dieses Mal wieder eine tolle Bereicherung. Dies auch, weil ich wieder toll netzwerken konnte. Ich kann die Convention jedem wärmsten empfehlen.

Ich wünsche allen viel Erfolg für Ihre zukünftigen Präsentationen.

Schnabelwetzen - Das Rhetorik-Kartenspiel

Empfehlung: Sprichwörter als philosophische Daumenregeln auf Radio SRF

Schnabelwetzen - Das Rhetorik-Kartenspiel

Eloquenter reden mit Redewendungen

Ein wunderbarer Beitrag in der Passage 2 auf Radio SRF vom 14. Juni 2013 von Barbara Bleisch zum Thema Sprichwörter. Ein Gespräch mit der Philosophin Susanne Boshammer.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist das Sprichwort: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Mit diesem Sprichwort bin ich natürlich berufsbedingt nicht vollumfänglich einverstanden. 🙂

Sprichwörter interessieren mich besonders im Hinblick auf das von mir erfundene Rhetorik-Kartenspiel „Schnabelwetzen“. Letzteres fokussiert aber auf Redewendungen. Der Unterschied: Sprichwörter sind ganze Sätze.

Viel Spass beim Hören des Beitrags von Barbara Bleisch.

P.S.: Wer lernen will, Redewendungen auf spielerische Art einzuüben, wetzt seinen Schnabel am besten mit dem Rhetorik-Kartenspiel „Schnabelwetzen“.

Infos und bestellen auf www.descubris.ch.

Der Wurm muss dem Fisch schmecken von Thomas Skipwith

Bei vielen Managern ist Hopfen und Malz verloren

Manager sprechen Kauderwelsch

Der Wurm muss dem Fisch schmecken von Thomas Skipwith

Der Wurm muss dem Fisch schmecken. Mit Power präsentieren und rhetorisch punkten. Von Thomas Skipwith und Reto B. Rüegger. Zürich, Orell Füssli, 2. Auflage, 2012.

Die Universität Hohenheim hat in einer Studie von Prof. Dr. Frank Brettschneider festgestellt, dass viele Manager in den Führungsetagen so sprechen, dass die Mehrheit des Publikums nur Bahnhof versteht. Untersucht wurden die Reden auf der Jahreshauptversammlung von 30 führenden Managern Deutschlands. Leider belegt auch der Schweizer Reto Francioni, Vorstandschef der Deutschen Börse, einen der letzten Plätze.

Die wesentlichen Verständlichkeitshürden liegen bei Bandwurmsätzen, abstrakten Begriffen, zusammengesetzten Wörtern und nicht erklärten Fachbegriffen.

Diese Mängel beobachte ich in meiner Arbeit als Präsentations-Coach immer wieder. Entsprechend wird die Chance das Publikum zu überzeugen und zu begeistern nicht genutzt. Oder anders formuliert: Viele Manager verpassen das „Privileg der Präsentation“.

Es gibt viele gute Coaches und Trainer. Manager sollten deren Dienstleistungen öfter in Anspruch nehmen.

P.S.: Lesen Sie im Buch „Der Wurm muss dem Fisch schmecken“ von Thomas Skipwith und Reto B. Rüegger wie man es anders machen kann. Bestellen bei  www.thomas-skipwith.com oder www.amazon.de.

Roger Köpper hält sich am Rednerpult

Roger Köppel: ein Agent Provocateur?

Zürich, Zunft zum Rüden, 13. Juni 2013. Referat von Roger Köppel, Verleger und Chefredaktor, Weltwoche: “Die Rolle der Medien in der Demokratie”.  Ein Referat im HSG Alumni Lunch Club.

Das zahlreiche PublikumSoviel gleich vorneweg: Roger Köppel hat vor ca. 100 Personen zum Thema „Die Rolle der Medien in der Demokratie” meines Erachten ein tolles Referat gehalten – ein Genuss zum Zuhören. Unter anderem konnte ich das an der Zuschauerreaktion ablesen: er hat das Publikum in 40 Minuten 22 Mal zum Lachen gebracht. Im Schnitt also alle 2 Minuten. Das tut gut, insbesondere wenn das Publikum vorher ein üppiges Mittagessen genossen hat.

Roger Köpper hält sich am RednerpultAuch wenn er vor einem HSG-Publikum nicht gerade in der Höhle des Löwen war, ist es dennoch nie einfach ein Publikum mit den eigenen Ausführungen zu packen. Roger Köppel ist das aber auf vielfältige Weise gelungen.

Ein Rezept, welches meistens gut ankommt, ist es, eine einfache Struktur einzusetzen. Köppel hat sich auf nur 2 Aussagen beschränkt:

  1. Eine funktionierende Demokratie beruht auf dem real existierenden Austausch von Meinungen, also Meinungsvielfalt.
  2. Die Rolle des Journalisten ist es Missstände aufzudecken, insbesondere im Hinblick auf den Staat, der in vielen Bereichen ein Macht- und Handlungsmonopol besitzt.

Roger Köpper kommt in FahrtDiese zwei Punkte hat er gekonnt mit prägnanten Beispielen untermauert, so z.B. mit den Themen Waldsterben, Beitritt zum EWR, Gentechnologie, Vietnamkrieg, Atomausstieg, Personenfreizügigkeit.

Seine Ausführungen waren gespickt mit schönen Formulierungen. Auf flüssige und klar verständliche Art gesprochen. Beispiel: „Wir [die Weltwoche] haben uns erfrecht …“, „Journalisten sind die Raumdurchlüfter des öffentlichen Diskurses.“ „… es hat sich bedrohlich über dem Horizont zusammengebraut …“, „Die Weltwoche hat keine Stalinorgeln wie die Häuser von Tamedia und Ringier.“

Roger Köpper löst sich vom RednerpultWas hätte er besser machen können? Ich hätte mir gewünscht, dass er (1) nicht durchs Band weg hinter dem Rednerpult steht, sondern sich frei bewegt; (2) das erste Wort „ja“ ersatzlos streicht und (3) die letzten Worte „besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ streicht resp. mit einem kernigen Satz ersetzt.

Mit seinen Ausführungen hat Roger Köppel sich und die Weltwoche in ein positives Licht rücken können: Es braucht kritische Journalisten (u.a. ihn) und kritische Medien (u.a. die Weltwoche), die für die Meinungsvielfalt sorgen und auf kritische Umstände hinweisen. Ganz im Sinne der MedRoger Köpper im Element mit einem Lachen im Gesichtien als 4. Gewalt in einer funktionierenden Demokratie. Dies mag dem eine oder anderen nicht gefallen, aber er hat diese Botschaft überzeugend und charmant vertreten.

Ist Roger Köppel ein Agent Provocateur? Vielleicht. Vielmehr ist es vermutlich die falsche Frage. In einer konsensorientierten Gesellschaft wie der Schweiz kann es für einen fruchtbaren Diskurs von Vorteil sein, wenn einer die vorherrschende Meinung hinterfragt und (damit) provoziert. Auch wenn es oft unangenehm ist. Insofern teile ich seine Meinung: Wir sollten bei uns mehr und öfter diskutieren und fair debattieren.

Fazit: Ein bemerkenswertes, kurzweiliges und überzeugendes Referat.

Note von 1 (zu Hause bleiben) – 10 (Weltmeister): 9.

Benedikt Weibel

Benedikt Weibel: Mir nach, Marsch!

Schaffhausen, Haus der Wirtschaft, 03. Mai 2013. Referat “Erfolgreich führen mit Verstand und Herz”.  Ein Referat über Führung auf Einladung des Fördervereins der HFW Schaffhausen.

Der Förderverein der HFW Schaffhausen hat Benedikt Weibel zum Referat „Führen mit Herz und Verstand“ eingeladen. Vor ca. 150 Personen hat er ein engagiertes Referat gehalten, welches verschiedene Aspekte von Führung beleuchtet hat.

Benedikt Weibel: Im Hüftstütz mit Blick an die Decke

Benedikt Weibel: Im Hüftstütz mit Blick an die Decke

Nichts schöner als jemandem zu lauschen, der aus eigener Erfahrung berichten kann – privat wie auch geschäftlich. Beim Referenten Benedikt Weibel war dies der Fall: Er hat privat Erfahrung als Bergführer, geschäftlich als langjähriger Chef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB (1993 – 2006). Gemäss Weibel hat man in schwierigen Situationen zwei Möglichkeiten: Entweder depressiv werden oder etwas machen. Er hat letzteres gewählt. Als er 1993 bei der SBB das Ruder übernahm, hatte das Unternehmen 39‘000 Mitarbeiter, 13 Jahre später noch 27‘000.  Eines seiner Erfolgsrezepte: Sogenannte Flächengespräche: persönliche Gespräche mit der ganzen Belegschaft im grossen Auditorium – Standort für Standort. Allein, nur mit einem Block und Bleistift ausgerüstet. Dies hat im erlaubt, in direkten Kontakt mit den Mitarbeitern zu treten und so persönlich von den Sorgen und Nöten der Leute zu hören. Nicht nur vom Hörensagen oder schlimmer: gar nicht.

Zusammenfassend haben Weibels Erfahrung und seine Recherchen drei Faktoren für erfolgreiche Führung ergeben:

  1. Sachverstand
  2. Leidenschaft
  3. Einfachheit

Aus rhetorischer Sicht gab es einige Leckerbissen für die Zuhörer.

+ Benedikt Weibel hat sein Referat voll gespickt mit Geschichten von Grössen aus der Geschichte, Wirtschaft, Politik und Philosophie.  Er hat eine Tour d’Horizon von Steve Jobs über Henry Ford bis zu Robespierre zum besten gegeben. Entsprechend anschaulich war das Referat.

+ Besonders in  Erinnerung bleiben wird mir die Erzählung der Expedition von Ernest Shackleton zum Südpol. Feinstes Kino im Kopf inkl. dem Vorlesen des Stelleninserats für die Suche nach den Reisebegleitern von Shackleton.

+ Der Bezug zu Büchern und anderen erfolgreichen Führungspersönlichkeiten hat dem Vortrag viel Glaubwürdigkeit verliehen.

Was hätte Benedikt Weibel besser machen können?

– Er bot seinem Publikum zu viele Zahlen: Einmal 5 Führungsgrundsätze , dann 7 Forschungsgebiete, dann 3 entscheidende Faktoren und obendrauf  viele Jahreszahlen. Empfehlung: Lieber weniger Zahlen oder mehr Orientierung.

Benedikt Weibel

Machen Sie eine typische Fussbewegung

– Die Fernseh-Quizsendung „Was bin ich?“ mit Robert Lembke hatte eine Standardfrage: „Machen Sie eine typische Handbewegung.“ Daraufhin sollten die Kandidaten den Beruf des Gastes erraten. (Heiteres Berufe raten.) Benedikt Weibel hat analog zur typischen Handbewegung eine typische Fussbewegung: Er streckt den rechten Fussballen in die Luft. (In den ersten 8 Minuten 20 Mal!) Siehe Foto. Empfehlung: Den Fuss auf dem Boden lassen. Einen festen Stand einnehmen.

– Die Körpersprache könnte ausserdem optimiert werden, würde er weniger oft an die Decke schauen und nicht die Hände hinter dem Rücken verschränken. Letzteres hat mich zu oft an die Zeit im Militärdienst erinnert.  (Obwohl natürlich auch dort das Thema Führung von entscheidender Bedeutung ist.)

Insgesamt ein lohnender Vortrag von einem, der es selbst erlebt hat.

Note von 1 (zu Hause bleiben) – 10 (Weltmeister): 8.5.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.

Thomas Skipwith Rhetorikexperte

Thomas Skipwith Rhetorikexperte

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Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter: "Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!"

Luzern, KKL, Luzerner Saal, 22. April 2013. Referat “Herausforderungen und Spielräume der Schweiz im künftigen Europa”.  Ein Referat im Rahmen des europa forum luzern.

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Das Europa Forum Luzern organisiert zwei mal im Jahr ein Forum mit interessanten Referaten zum Thema Schweiz und Europa. Auch diesmal kam das Publikum nicht zu kurz.  Didier Burkhalter, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, EDA, hat einen gut strukturierten Vortrag vor schätzungsweise 800 Personen gehalten.

Didier Burkhalter hat die klassische Dreiteilung gewählt, inklusive Übersicht.

  1. Die EU ist kein Feindbild, sondern ein Partner: Der Bundesrat plant auf dem Weg der bilateralen Verhandlungen weiter zu schreiten.
  2. Die Schweiz ist keine krisenresistente Festung: Die Personenfreizügigkeit ist wichtig für alle Erwerbstätigen.
  3. Die Schweiz hat ein ureigenes Interesse die Stabilität von Europa zu unterstützen.

Er hat seine Argumente m.E. diplomatisch vorgetragen. Geschickt hat er auch Gegenargumente in seine Rede eingebaut. So ging er beispielsweise darauf ein, dass sich in der Schweizer Bevölkerung ein Unbehagen in Bezug auf die grosse Zuwanderung breitmacht.

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Schön wie Didier Burkhalter im ersten Satz spontan gleich einen Bezug zum Vorredner Stefan Roth (Stadtpräsident von Luzern) gemacht hat. Das hat das Publikum gleich zum Lachen veranlasst. Und Lachen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit den Draht zum Publikum zu finden. Dies ist ihm insgesamt 2 – 3 gelungen. Gerne hätte ich davon noch mehr gehabt.

Insgesamt hat mir (auch inhaltlich) gut gefallen, wie er die These „Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!“ mehrmals wiederholt hat. Diese scheint mir in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern besonders passend.

Schön war das Bild: „Die Schweiz ist keine Insel. Wir haben keine Zugbrücken, die wir einfach hochziehen können.“ Ich wünsche mir noch mehr Sprachbilder. Beispiele: „Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Beziehung mit der EU.“ oder „Da müssen wir ab und zu in den sauren Apfel beissen.“

Der Schluss war m.E. lehrbuchmässig. Dider Burkhalter hat dem Publikum seine Vision mitgegeben und an das Wir-Gefühl appelliert.

  1. Er wünscht sich ein handlungsfähiges Europa und ein Europa der Vielfalt.
  2. Appell: „… mit der Schweiz, mit uns allen!“

Was hätte ich mir aus rhetorischer Sicht anders gewünscht?

Didier Burkhalter hat wiederholt den Warnfinger, manchmal sogar beide, hochgehalten. Stattdessen empfehle ich die komplette Hand zu benutzen. Insgesamt muss er für meinen Geschmack noch mehr Variation einbauen. Sowohl in der Körpersprache wie auch in der Stimme. Sonst fallen dem einen oder anderen schon mal die Augenlider zu, besonders den Teilnehmenden, die schon den ganzen Tag an Referaten teilgenommen haben.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.