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Festrede Von Viola Amherd zum 1. August 2023 in Luzern

1. August Rede: Viola Amherd spricht trotz allem.

Am 31.07.2023 wurde der Europaplatz in Luzern zu einem besonderen Ort. Bundesrätin Viola Amherd trat vor das Publikum und hinterliess einen bleibenden Eindruck.

In ihrer prägnanten zehnminütigen Rede betonte Viola Amherd die Schweizer Werte und den Gemeinschaftssinn. Trotz des ernsten Inhalts gab es auch heitere Momente. Die Kernbotschaft: Die Schweiz ist der Fels in der Brandung.

Amherd bediente sich bewährter rhetorischer Mittel, unter anderem

a) Humor

Ein bisschen Humor schadet nie und macht sympathisch. Trotz zwei Absagen wegen Corona und einem gebrochenen Ellbogen trat Viola Amherd auf. Immerhin waren die Organisatoren genauso hartnäckig – sie luden sie gleich dreimal ein.

b) Wadenbeisser-Qualitäten

Ein gebrochener Ellbogen hätte viele davon abgehalten, eine Rede zu halten. Nicht aber Viola Amherd.

c) Amherds humorvolle, spontane Replik

Bemerkenswert war das Geschenk von Ständerätin Andrea Gmür. Sie überreichte der Bundesrätin zwei Flaschen Wein – eine alkoholfreie und eine mit Alkohol. Schlagfertig antwortete Amherd: „Nur zur Klarstellung: Mein Sturz war vor dem Apéro“.

d) Einprägsame Analogien

Amherd betonte, dass Sicherheit und Unabhängigkeit tief in der Schweizer DNA verankert seien.

Für Amherd ist die Schweizer Verfassung von 1848 der Bauplan unseres Landes.

In der “Bodenstation” Schweiz leben Einheimische und Zugewanderte friedlich zusammen.

Sie betonte die Notwendigkeit des europäischen Schutzschirms.

e) Bezug zu einer Person des Veranstaltungsortes

Ein besonderer Moment war die Erwähnung von Emil Steinberger, einer lokalen Persönlichkeit aus Luzern.

 

Was hätte sie aus Sicht des Präsentationstrainers Thomas Skipwith besser oder anders machen können?

a) Pünktlicher Beginn

Die 40-minütige Verspätung sollte in Zukunft vermieden werden.

b) Einprägsames Ende

“Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. ist ein 08:15-Schluss. Empfehlung: Ein Appell, z.B. mit den Worten: “Auf Demokratie, Kontinuität und Frieden. “Auf unsere Verfassung von 1848. Auf den Geburtstag der Schweiz”.

c) Dialekt

Sie hat in gut verständlichem Hochdeutsch gesprochen. Als Walliserin wäre ein kurzer Einwurf im Walliser Dialekt sicher gut angekommen.

 

Empfehlungen an die Organisatoren

Das Publikum ab der 2. Reihe konnte Frau Amherd kaum sehen. Eine Erhöhung oder ein Podest für die Rednerin wäre empfehlenswert.

Fazit

Es hat sich gelohnt, nach Luzern zu fahren und die Festrede von Frau Amherd zu hören. Auch als Beispiel, was man bei einer Festrede alles richtig machen kann.

 

Auf attraktive Reden!

Ihr

Thomas Skipwith

 

P.S.: Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden: In diesem Blog-Beitrag.

Buchempfehlung

Im folgenden Buch werden Sie die Werkzeuge, Systeme und Tipps finden, die Sie zu einem überzeugenden Redner machen. Damit Sie weniger Zeit für die Vorbereitung brauchen und mit mehr Selbstvertrauen präsentieren.

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Wenn ich Sie für eine Rede oder Präsentation unterstützen kann, dann lassen Sie es mich wissen (+41 41 630 39 90).

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Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden

Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden – und die Rede gelingt.

Gratulation! Sie wurden als Redner eingeladen und haben eine Rede vorbereitet. Haben Sie deswegen Schmetterlinge im Bauch? Beim Fliegen macht jeder Pilot vor Abflug einen Preflight-Check. Analog können Sie es mit der Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden machen. Mit der Last-Minute-Checkliste können Sie prüfen, ob alles so vorbereitet ist, dass es einen ruhigen Flug gibt. Die Schmetterlinge werden in geordneten Bahnen fliegen und die Herzen der Zuschauer Ihnen zufliegen. Hier erfahren Sie die 10 Punkte der Last-Minute-Checkliste für Ihre gelungene Rede, z.B. Ihre Rede zum Nationalfeiertag der Schweiz am 1. August.

1. Klare Botschaft

Stellen Sie sicher, dass Ihre Rede eine klare Botschaft oder ein Hauptthema hat. Können Sie auf der Rückseite einer Visitenkarte mit 10 Worten schreiben, welches Ihre Hauptbotschaft ist? Wenn nicht, sollten Sie Ihre Botschaft schärfen.

2. Die 3er-Regel

Ihr Publikum kann nur eine beschränkte Zahl von Geschichten, Punkten oder Argumenten aufnehmen. Vor allem wenn vom Publikum beiläufig noch in die Bratwurst gebissen und ein Schluck Wein oder Bier getrunken wird. Haben Sie mehr als 3 Punkte? Wenn ja, überlegen Sie gut, ob Sie sich nicht auf die 3er-Regel beschränken wollen. Beispiele für die 3er-Regel: Gemeinde, Kanton, Bund. Schweiz, Europa, Welt. Kind, Schüler, Erwachsener. Gestern, heute, morgen. Ökologie, Wirtschaft, Politik. Klein, mittel, gross. Links, Mitte, Rechts.

3. Zielgruppe

Denken Sie an Ihr Publikum und passen Sie den Ton und die Sprache Ihrer Rede an ihre Interessen und Bedürfnisse an. Beispiele: Werden Sie versöhnlich oder provokativ sprechen? Werden Sie per Du oder Sie sprechen? Hochdeutsch oder Schweizerdeutsch? Begrüssen Sie auch Anderssprachige, Andersdenkende, Ausländer? Z.B. in deren Sprache? Nutzen Sie Umgangssprache? Anglizismen?

4. Geschichten

Der Mensch denkt in Bildern. Geben Sie ihm die Bilder mit einer Geschichte. Schon Martin Luther King hat in seiner Rede «I have a dream» mit Bildern sein Publikum verzaubert und emotional berührt. Dank Emotionen bleibt eine Geschichte besser im Gedächtnis. Die besten Geschichten sind meistens die persönlichen. Nutzen Sie sie.

5. Gegenlesen / -hören

Bitten Sie 3 Personen, die im Publikum vorkommen (könnten), sich Ihre Rede vorher durchzulesen oder anzuhören. Das geht auch per Videocall online. So erhalten Sie Feedback und können Änderungen in letzter Minute machen.

6. Zeitmanagement

Haben Sie ein Manuskript geschrieben? Das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil Sie die Worte Ihrer Rede zählen können. Bei einer durchschnittlichen Redegeschwindigkeit von 100 Worten pro Minuten wissen Sie genau, wie lange die Rede dauern wird. Und können sich so einfach an die Zeitvorgabe des Veranstalters halten. 10 bis 15 Minuten sind übrigens eine gute Daumenregel.

Schlecht, weil die Gefahr besteht, dass Sie die Rede Wort für Wort ablesen werden. Beim Vorlesen entsteht keine emotionale Bindung mit dem Publikum. Machen Sie deshalb Stickwortkarten und sprechen Sie dann mehr oder weniger frei.

Bleiben Sie mit Manuskript oder Stichwortkarten in der Zeit. Denn Sie konkurrieren mit der Verpflegung der Zuschauer, z.B. mit Wurst, Wein und Bier.

7. Proben

Haben Sie Ihre Rede geprobt? Wenn ja: gut. Haben Sie dabei auf die Zeit geschaut? Wenn ja: besser. Haben Sie sich auf Video aufgenommen und das Video angeschaut? Wenn ja: am besten.

8. Sprechpausen

Setzen Sie bewusst kurze Sprechpausen ein, um wichtige Punkte wirken zu lassen und Ihrem Publikum Zeit zum Nachdenken zu geben. Haben Sie Ihr Manuskript oder Ihre Stichwortkarten markiert?

9. Fragen

Denken Sie an mögliche Fragen, die nach Ihrer Rede gestellt werden könnten, und bereiten Sie sich darauf vor, diese souverän zu beantworten. Lassen Sie sich von einem Sparring-Partner ein paar kritische Fragen stellen. (Siehe Gegenlesen / -hören weiter oben)

10. 2-2-96-Regel

Bemühen Sie sich um die richtige eigene Erwartungshaltung. Sie können es nicht allen recht machen. Immerhin ist eine 1. August-Rede eine politische Rede. Sie äussern Ihre Meinung. Das darf sein. Davon lebt unsere Demokratie. Bereiten Sie sich dennoch auch mental darauf vor, dass es den einen oder anderen geben wird, dem Ihre Rede nicht gefallen wird. Ganz nach der 2-2-96-Regel (gelesen bei einem amerikanischen Redecoach): 2 Personen von 100 werden die Rede so gut finden, dass sie gleich einen Fanclub eröffnen wollen. 2 Personen zerreissen die Rede lauthals und möglicherweise Sie in der Luft. Und 96 werden Ihre Rede gut finden. Leider äussern sich die 96 kaum oder gar nicht. Hören Sie nicht auf die 2 Negativen, sondern auf die 98 Positiven.

 

Wenn Sie die Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden durchgehen, werden Sie die Schmetterlinge im Bauch zähmen und mit viel Schulterklopfen rechnen können. Und wer weiss: Möglicherweise wird der eine oder andere Zuhörer sogar Ihrem Appell oder Traum folgen.

Auf attraktive Reden!

Ihr

Thomas Skipwith

 

P.S.: Wenn Sie gerade an Ihrer 1. August-Rede (Nationalfeiertag der Schweiz) feilen, erhalten Sie noch mehr Tipps in diesem Blog-Beitrag.

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Wenn ich Sie für eine Rede oder Präsentation unterstützen kann, dann lassen Sie es mich wissen (+41 41 630 39 90).

Wenn Sie regelmässig per E-Mail (per Du) Tipps und Tricks haben möchten, dann tragen Sie sich im Trainingletter ein – aber alles vertraulich :-).

1. August-Rede

Tipps für die 1. August-Rede

1. August-RedeSchon bald ist es wieder so weit: Landauf und landab halten unzählige Rednerinnen und Redner eine 1. August-Rede. Gut so. Denn eine Rede zu halten ist immer eine Gelegenheit eine Botschaft zu platzieren. Wann sonst kann man (mehr oder weniger) ungestört seine Gedanken mit einer grösseren Menge teilen?!

Trotzdem ist den meisten klar: Man kann es nicht allen recht machen. Matthias Aebischer, Schweizer Journalist, Moderator und Politiker, hat es in einer seiner 1. August-Reden schön formuliert: «Eine 1. August-Rede, die anschliessend nicht kritisiert wird, ist wie ein Essen in der Kantine, über das man nicht lästern kann.»

Tipps für die 1. August-Rede

Damit die Kritik nicht zu harsch ausfällt, sondern im Gegenteil einige Zuhörer noch lange positiv von der Rede berichten werden, habe ich hier 10 (nicht abschliessende) Tipps für eine gelungene 1. August-Rede zusammengetragen.

Tipp 1: Ohne Vorbereitung gibt es keine gute Rede.

1. August-Redner werden üblicherweise lange im Voraus angefragt. Wenn Du der Glückliche bist, mach gleich ein kleines schriftliches Brainstorming und ergänze diese Ideen im Verlauf der Zeit. So verhinderst Du, dass Du am 31. Juli auf ein weisses Blatt Papier starrst.

Tipp 2: Wer Dich nicht hört, wird zum Störfaktor.

Ich habe es oft erlebt, dass an der Soundanlage gespart oder gänzlich auf sie verzichtet wurde. Schade, denn ich konnte den Redner kaum hören. Da reichen ein paar Zuschauer, die deshalb anfangen miteinander zu tuscheln und schon hört man oft gar nichts mehr. Wirke daraufhin, dass Dich die Zuschauer hören können. Bei mehr als 40 Zuschauern empfehle ich Dir ein Mikrofon. Am besten eines zum Anstecken oder ein Headset.

Tipp 3: Der Anfang soll Lust auf mehr machen.

Fange so an, dass Dir die Zuschauer von Anfang an ihre Aufmerksamkeit schenken. Das kann beispielsweise bereits bei der Begrüssung passieren. Statt «Sehr geehrte Damen und Herren» hat beispielsweise Christoph Blocher, Alt-Bundesrat, SVP, die Zuhörer mit «…, Manne u Froue» begrüsst. Eine persönliche Anekdote eignet sich auch ausgezeichnet um gleich das Interesse der Zuhörer zu wecken.

Tipp 4: Wähle den Inhalt so, dass er zu Dir, zum Anlass und zum Publikum passt.

Du darfst gerne über die Schweiz sprechen. Immerhin wird ja am 1. August der Geburtstag der Schweiz gefeiert. Da die Schweiz sehr vielfältig ist, schränkt das meines Erachtens kein bisschen ein, sondern im Gegenteil: Du hast die Qual der Wahl, was Du erzählen sollst. Beim Inhalt wird wesentlich, welches Deine Hauptbotschaft sein soll. (Siehe Tipp «Du brauchst ein klares Ziel vor Augen.) Eine mögliche Formel für den Inhalt ist: ein persönliches Erlebnis, die Geschichte von jemand anderem und was Du daraus gelernt hast. Insbesondere mit dem persönlichen Erlebnis machst Du Deine Rede merk-würdig, sie wird also in Erinnerung bleiben.

Tipp 5: Der Schluss ist das Pünktchen auf dem i.

Bereite einen knackigen Schluss vor. «Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.» gehört nicht dazu. Stattdessen kannst Du kurz zusammenfassen, einen Bezug zum Anfang herstellen und/oder einen Appell an das Publikum richten. Die Mutigen bringen zum Schluss einen passenden Witz. Am besten Du übst den letzten Satz vorher mehrmals laut.

Tipp 6: Du brauchst ein klares Ziel vor Augen.

Entscheide Dich für eine klare Hauptbotschaft. Die Hauptbotschaft darfst Du gerne mehrmals wiederholen. Deine Hauptbotschaft könnten sich auf eine Tugend beziehen, z.B. Mut, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Liebe, Ausdauer. Wie wäre es mit «Die Welt gehört den Mutigen.», «Steter Tropfen höhlt den Stein.» oder «Ich bin stolz auf die Schweiz.»?

Tipp 7: Die Abwechslung macht das Leben süss.

Eine Rede, die ausschliesslich bierernst ist, wird keinen vom Sockel hauen. Wechsle ab zwischen Ernst und Leichtigkeit. Es darf auch gelacht werden. Ausserdem lohnt es sich zu recherchieren, was andere schon x-fach gesagt haben. Darauf kannst Du verzichten oder aber im Gegenteil: Es ist Dir so wichtig, dass Du es ebenfalls wiederholen willst.

Tipp 8: Sprich so, dass man Dich versteht.

Mach eine Publikumsanalyse. Und entscheide dann, ob Du die Rede auf Schweizerdeutsch oder Hochdeutsch halten wirst. Falls Du Dich für Hochdeutsch entscheidest, solltest Du die Rede besonders oft üben. Denn den meisten Deutschschweizern fällt es schwerer Hochdeutsch als Schweizerdeutsch zu sprechen.

Tipp 9: In der Kürze liegt die Würze.

Halte es wie Mark Twain: «Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende – und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.» Frage den Veranstalter wie viel Zeit er Dir zur Verfügung stellt. 10 – 15 Minuten sind meistens gut geeignet. Falls Du ein Manuskript schreibst, weisst Du damit auch gleich wie viele Worte es umfassen sollte. Nämlich: Wenn Du mit einer Geschwindigkeit von 100 Worte pro Minute sprichst, dann wird Dein Manuskript 1’000 – 1’500 Worte umfassen.

Tipp 10: Sag ihnen, wer Du bist.

Die Zuhörer sind neugierig. Sie wollen wissen wer zu ihnen spricht. Sag es ihnen. Allerdings empfehle ich Dir das nicht trocken und wie eine Aufzählung zu machen, sondern (auch hier) auf das Mittel der Geschichte zurückzugreifen. Beispielsweise könnte ich davon erzählen wie ich mich noch gut daran erinnern kann wie ich in Luzern neben dem Verkehrshaus aufgewachsen bin und was ich im Zuge dessen so alles erlebt habe. Dadurch erfahren die Zuhörer beiläufig wer ich bin.

Wenn Du Dich an diese Tipps hältst, bist schon einen grossen Schritt weiter zu einer 1. August-Rede, die positiv  in Erinnerung bleiben wird. Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg.

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