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Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter: "Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!"

Luzern, KKL, Luzerner Saal, 22. April 2013. Referat “Herausforderungen und Spielräume der Schweiz im künftigen Europa”.  Ein Referat im Rahmen des europa forum luzern.

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Das Europa Forum Luzern organisiert zwei mal im Jahr ein Forum mit interessanten Referaten zum Thema Schweiz und Europa. Auch diesmal kam das Publikum nicht zu kurz.  Didier Burkhalter, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, EDA, hat einen gut strukturierten Vortrag vor schätzungsweise 800 Personen gehalten.

Didier Burkhalter hat die klassische Dreiteilung gewählt, inklusive Übersicht.

  1. Die EU ist kein Feindbild, sondern ein Partner: Der Bundesrat plant auf dem Weg der bilateralen Verhandlungen weiter zu schreiten.
  2. Die Schweiz ist keine krisenresistente Festung: Die Personenfreizügigkeit ist wichtig für alle Erwerbstätigen.
  3. Die Schweiz hat ein ureigenes Interesse die Stabilität von Europa zu unterstützen.

Er hat seine Argumente m.E. diplomatisch vorgetragen. Geschickt hat er auch Gegenargumente in seine Rede eingebaut. So ging er beispielsweise darauf ein, dass sich in der Schweizer Bevölkerung ein Unbehagen in Bezug auf die grosse Zuwanderung breitmacht.

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Schön wie Didier Burkhalter im ersten Satz spontan gleich einen Bezug zum Vorredner Stefan Roth (Stadtpräsident von Luzern) gemacht hat. Das hat das Publikum gleich zum Lachen veranlasst. Und Lachen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit den Draht zum Publikum zu finden. Dies ist ihm insgesamt 2 – 3 gelungen. Gerne hätte ich davon noch mehr gehabt.

Insgesamt hat mir (auch inhaltlich) gut gefallen, wie er die These „Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!“ mehrmals wiederholt hat. Diese scheint mir in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern besonders passend.

Schön war das Bild: „Die Schweiz ist keine Insel. Wir haben keine Zugbrücken, die wir einfach hochziehen können.“ Ich wünsche mir noch mehr Sprachbilder. Beispiele: „Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Beziehung mit der EU.“ oder „Da müssen wir ab und zu in den sauren Apfel beissen.“

Der Schluss war m.E. lehrbuchmässig. Dider Burkhalter hat dem Publikum seine Vision mitgegeben und an das Wir-Gefühl appelliert.

  1. Er wünscht sich ein handlungsfähiges Europa und ein Europa der Vielfalt.
  2. Appell: „… mit der Schweiz, mit uns allen!“

Was hätte ich mir aus rhetorischer Sicht anders gewünscht?

Didier Burkhalter hat wiederholt den Warnfinger, manchmal sogar beide, hochgehalten. Stattdessen empfehle ich die komplette Hand zu benutzen. Insgesamt muss er für meinen Geschmack noch mehr Variation einbauen. Sowohl in der Körpersprache wie auch in der Stimme. Sonst fallen dem einen oder anderen schon mal die Augenlider zu, besonders den Teilnehmenden, die schon den ganzen Tag an Referaten teilgenommen haben.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.

Didier Burkhalter an der Uni Zürich

Bundesrat Didier Burkhalter: Die Schuldenbremse als Exportschlager der Schweiz

Universität Zürich, 10. Okt. 2011, Referat „Europas Zukunft – eine schweizerische Perspektive“. Bundesrat Didier Burkhalter auf dem rhetorischen Prüfstand.

Didier Burkhalter an der Uni Zürich

Didier Burkhalter an der Uni Zürich

Vor fast vollem Saal an der Uni Zürich hat Bundesrat Didier Burkhalter, flankiert von 2 schwarz gekleideten Bodyguards, seine Sicht zur Zukunft der Schweiz in Europa zum Besten gegeben. Die Schweiz sei gut aufgestellt um die Unsicherheit der Zukunft zu meistern. In dieser Beziehung sei sie tatsächlich im Vergleich zu Europa ein Sonderfall. Ein für ihn wichtiges Mass des Erfolgs einer Volkswirtschaft  ist die tiefe Jugend-Arbeitslosigkeit (CH: 3.2%). Offenheit und Vernetzung haben uns in diese beneidenswerte Position gebracht. In Bezug auf andere Aspekte sitzen wir aber mit Europa im gleichen Boot. Stolz machte er darauf aufmerksam, dass das Konzept der Schuldenbremse in vielen anderen europäischen Staaten ernsthaft diskutiert wird – ein Exportschlager. In Frankreich wird die Schuldenbremse schöner, als „la règle d’or“ (die goldene Regel) bezeichnet. Klingt ja auch um einiges besser. Wenn die Schweiz weiterhin erfolgreich sein will, müsse sie sich auf ihre Werte von Zuverlässigkeit, hohem Arbeitsethos und Sparsamkeit besinnen.

Aus rhetorischer Sicht sind die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Viele Redewendungen und Bonmots: „Nur eines ist sicher: die Unsicherheit.“, „Es geht nicht um ‚l’art pour l’art'“, „David mit Vertrauen, Goliath mit Unsicherheit“.

+ Sprache: Fehlerfrei, flüssig, schnell (zu schnell?). Keine Füllwörter.

+ Bezug zum Ort und zum Publikum: „Ich bin ein Zürcher – und ein Neuenburger.“ „Die Farben des Saals erinnern mich an die Farben der Fahne von Neuenburg.“  „Beobachte immer mit Interesse was Zürich macht.“

+ Humor: Er hat das Publikum immer wieder, trotz dem ernsten Thema, zum Lachen gebracht. Chapeau.

Didier Burkhalter ordnet sein Manuskript

Didier Burkhalter ordnet sein Manuskript

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:

– Blickkontakt:Weniger ablesen, dafür mehr ins Publikum schauen.

– Nach dem letzten Wort ist die Rede noch nicht zu Ende: Auf mich hat BR Didier Burkhalter durch seine Haltung und seinen Gesichtsausdruck den Eindruck gemacht, wie wenn der Vorhang schon runtergegangen sei, obwohl er noch vorne am Rednerpult stand.

– Manuskript ordnen: Ich habe beobachtet, wie er bei fast jedem neuen Abschnitt die Seiten des Manuskripts von neuem geordnet (schweizerdeutsch: „gebüschelt“)

Der Skipwith-Radar zeigt Stärken und Verbesserungspotentiale

Skipwith-Radar von Didier Burkhalter

hat. Dies hat Potential zum Ablenken.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 8

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Siehe www.thomas-skipwith.com)