Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden – und die Rede gelingt.
Gratulation! Sie wurden als Redner eingeladen und haben eine Rede vorbereitet. Haben Sie deswegen Schmetterlinge im Bauch? Beim Fliegen macht jeder Pilot vor Abflug einen Preflight-Check. Analog können Sie es mit der Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden machen. Mit der Last-Minute-Checkliste können Sie prüfen, ob alles so vorbereitet ist, dass es einen ruhigen Flug gibt. Die Schmetterlinge werden in geordneten Bahnen fliegen und die Herzen der Zuschauer Ihnen zufliegen. Hier erfahren Sie die 10 Punkte der Last-Minute-Checkliste für Ihre gelungene Rede, z.B. Ihre Rede zum Nationalfeiertag der Schweiz am 1. August.
1. Klare Botschaft
Stellen Sie sicher, dass Ihre Rede eine klare Botschaft oder ein Hauptthema hat. Können Sie auf der Rückseite einer Visitenkarte mit 10 Worten schreiben, welches Ihre Hauptbotschaft ist? Wenn nicht, sollten Sie Ihre Botschaft schärfen.
2. Die 3er-Regel
Ihr Publikum kann nur eine beschränkte Zahl von Geschichten, Punkten oder Argumenten aufnehmen. Vor allem wenn vom Publikum beiläufig noch in die Bratwurst gebissen und ein Schluck Wein oder Bier getrunken wird. Haben Sie mehr als 3 Punkte? Wenn ja, überlegen Sie gut, ob Sie sich nicht auf die 3er-Regel beschränken wollen. Beispiele für die 3er-Regel: Gemeinde, Kanton, Bund. Schweiz, Europa, Welt. Kind, Schüler, Erwachsener. Gestern, heute, morgen. Ökologie, Wirtschaft, Politik. Klein, mittel, gross. Links, Mitte, Rechts.
3. Zielgruppe
Denken Sie an Ihr Publikum und passen Sie den Ton und die Sprache Ihrer Rede an ihre Interessen und Bedürfnisse an. Beispiele: Werden Sie versöhnlich oder provokativ sprechen? Werden Sie per Du oder Sie sprechen? Hochdeutsch oder Schweizerdeutsch? Begrüssen Sie auch Anderssprachige, Andersdenkende, Ausländer? Z.B. in deren Sprache? Nutzen Sie Umgangssprache? Anglizismen?
4. Geschichten
Der Mensch denkt in Bildern. Geben Sie ihm die Bilder mit einer Geschichte. Schon Martin Luther King hat in seiner Rede «I have a dream» mit Bildern sein Publikum verzaubert und emotional berührt. Dank Emotionen bleibt eine Geschichte besser im Gedächtnis. Die besten Geschichten sind meistens die persönlichen. Nutzen Sie sie.
5. Gegenlesen / -hören
Bitten Sie 3 Personen, die im Publikum vorkommen (könnten), sich Ihre Rede vorher durchzulesen oder anzuhören. Das geht auch per Videocall online. So erhalten Sie Feedback und können Änderungen in letzter Minute machen.
6. Zeitmanagement
Haben Sie ein Manuskript geschrieben? Das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil Sie die Worte Ihrer Rede zählen können. Bei einer durchschnittlichen Redegeschwindigkeit von 100 Worten pro Minuten wissen Sie genau, wie lange die Rede dauern wird. Und können sich so einfach an die Zeitvorgabe des Veranstalters halten. 10 bis 15 Minuten sind übrigens eine gute Daumenregel.
Schlecht, weil die Gefahr besteht, dass Sie die Rede Wort für Wort ablesen werden. Beim Vorlesen entsteht keine emotionale Bindung mit dem Publikum. Machen Sie deshalb Stickwortkarten und sprechen Sie dann mehr oder weniger frei.
Bleiben Sie mit Manuskript oder Stichwortkarten in der Zeit. Denn Sie konkurrieren mit der Verpflegung der Zuschauer, z.B. mit Wurst, Wein und Bier.
7. Proben
Haben Sie Ihre Rede geprobt? Wenn ja: gut. Haben Sie dabei auf die Zeit geschaut? Wenn ja: besser. Haben Sie sich auf Video aufgenommen und das Video angeschaut? Wenn ja: am besten.
8. Sprechpausen
Setzen Sie bewusst kurze Sprechpausen ein, um wichtige Punkte wirken zu lassen und Ihrem Publikum Zeit zum Nachdenken zu geben. Haben Sie Ihr Manuskript oder Ihre Stichwortkarten markiert?
9. Fragen
Denken Sie an mögliche Fragen, die nach Ihrer Rede gestellt werden könnten, und bereiten Sie sich darauf vor, diese souverän zu beantworten. Lassen Sie sich von einem Sparring-Partner ein paar kritische Fragen stellen. (Siehe Gegenlesen / -hören weiter oben)
10. 2-2-96-Regel
Bemühen Sie sich um die richtige eigene Erwartungshaltung. Sie können es nicht allen recht machen. Immerhin ist eine 1. August-Rede eine politische Rede. Sie äussern Ihre Meinung. Das darf sein. Davon lebt unsere Demokratie. Bereiten Sie sich dennoch auch mental darauf vor, dass es den einen oder anderen geben wird, dem Ihre Rede nicht gefallen wird. Ganz nach der 2-2-96-Regel (gelesen bei einem amerikanischen Redecoach): 2 Personen von 100 werden die Rede so gut finden, dass sie gleich einen Fanclub eröffnen wollen. 2 Personen zerreissen die Rede lauthals und möglicherweise Sie in der Luft. Und 96 werden Ihre Rede gut finden. Leider äussern sich die 96 kaum oder gar nicht. Hören Sie nicht auf die 2 Negativen, sondern auf die 98 Positiven.
Wenn Sie die Last-Minute-Checkliste für Ihre Reden durchgehen, werden Sie die Schmetterlinge im Bauch zähmen und mit viel Schulterklopfen rechnen können. Und wer weiss: Möglicherweise wird der eine oder andere Zuhörer sogar Ihrem Appell oder Traum folgen.
Auf attraktive Reden!
Ihr
Thomas Skipwith
P.S.: Wenn Sie gerade an Ihrer 1. August-Rede (Nationalfeiertag der Schweiz) feilen, erhalten Sie noch mehr Tipps in diesem Blog-Beitrag.
Buchempfehlung
Im folgenden Buch werden Sie die Werkzeuge, Systeme und Tipps finden, die Sie zu einem überzeugenden Redner machen. Damit Sie weniger Zeit für die Vorbereitung brauchen und mit mehr Selbstvertrauen präsentieren.
Wenn ich Sie für eine Rede oder Präsentation unterstützen kann, dann lassen Sie es mich wissen (+41 41 630 39 90).
Wenn Sie regelmässig per E-Mail (per Du) Tipps und Tricks haben möchten, dann tragen Sie sich im Trainingletter ein – aber alles vertraulich :-).