Peer Steinbrück im "Peer review"
Universität Zürich, Aula, 18. November 2014, 18:40 – 19:22 Uhr. Organisiert vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung SIAF.
Minister a.D. Peer Steinbrück: “Die Zukunft der Demokratie”
Würde Peer Steinbrück auf seine Bemerkung mit der Kavallerie Bezug nehmen? Das war vermutlich eine der Fragen, die sich viele der Anwesenden im voll gefüllten Saal der Uni Zürich gestellt haben. Dr. Meier, der Organisator und Leiter des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung, hat diesen Gedanken aufgenommen und humorvoll anmoderiert mit: „Willkommen in unserem Wigwam: ‚Sie haben nichts zu befürchten.'“
Peer Steinbrück hat vor einem vollem Saal von ca. 350 Zuhörern referiert. Er hat dafür plädiert, dass sich das Publikum um Politik kümmern soll. Das Publikum könne die Politik nicht einfach anderen überlassen! Ein klarer Appell dafür, dass sich jeder einbringen soll.
Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Peer Steinbrück aus rhetorischer Sicht?” (Eine kurze Einschätzung zur Rhetorik: 3 positive Aspekte, 3 Verbesserungspotentiale.)
Positiv sind mir aufgefallen (und noch vieles mehr):
- Sprache: flüssig, stark, fehlerfrei, ausdrucksstark. Beispiel: „… so, dass ich jetzt langsam die Schlusskurve kriege.“
- Humorvoll: inbesondere hat er zu Beginn und am Schluss Scherze eingebaut. Politiker sollen beispielsweise keine inhaltslosen Sätze von sich geben: „Eine gute Grundlage ist die beste Grundlage für eine solide Basis.“
- Abwechslung vieler rhetorischer Mittel: Sprechpausen, Geschwindigkeitswechsel, Alliterationen, rhetorische Fragen, Enterhacken (zu Beginn auf etwas neugierig machen, aber dann auf später vertrösten).
Mögliche Verbesserung / Ideen:
- Kopfhaltung: In wenigen Fällen konnte ich beobachten wie er das Kinn nach oben hielt. Das kann als arrogant interpretiert werden.
- Essensreste: Es schien mir, dass er zu Beginn mit der Zunge nach Essensresten gefischt hat.
- Anglizismen: Herr Steinbrück hat einige Anglizismen benutzt. Eine kurze deutsche Übersetzung könnte für den einen oder anderen Publikumsteilnehmer eine Hilfe sein. (An dieser Stelle auch die Erklärung zum Titel mit Anspielung auf seinen Vornamen: „Peer review“ soll „Analyse seiner Rede“ bedeuten.) Manchmal treffen englische Ausdrücke allerdings einen Sachverhalt besser auf den Kopf als deutsche. In seiner Rede hätte m.E. der Satz „Freedom is not free.“ gut gepasst.
Besonders witzig wurde eines der beiden Gastgeschenke aufgenommen: der Indianer-Kopfschmuck.
Fazit:
Ein tolles Referat. Gut strukturiert, gekonnt vorgetragen, keine Sekunde langweilig. Wer nicht da war, hat etwas verpasst.
Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 9