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Schnabelwetzen - Das Rhetorik-Kartenspiel

Empfehlung: Sprichwörter als philosophische Daumenregeln auf Radio SRF

Schnabelwetzen - Das Rhetorik-Kartenspiel

Eloquenter reden mit Redewendungen

Ein wunderbarer Beitrag in der Passage 2 auf Radio SRF vom 14. Juni 2013 von Barbara Bleisch zum Thema Sprichwörter. Ein Gespräch mit der Philosophin Susanne Boshammer.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist das Sprichwort: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Mit diesem Sprichwort bin ich natürlich berufsbedingt nicht vollumfänglich einverstanden. 🙂

Sprichwörter interessieren mich besonders im Hinblick auf das von mir erfundene Rhetorik-Kartenspiel “Schnabelwetzen”. Letzteres fokussiert aber auf Redewendungen. Der Unterschied: Sprichwörter sind ganze Sätze.

Viel Spass beim Hören des Beitrags von Barbara Bleisch.

P.S.: Wer lernen will, Redewendungen auf spielerische Art einzuüben, wetzt seinen Schnabel am besten mit dem Rhetorik-Kartenspiel “Schnabelwetzen”.

Infos und bestellen auf www.thomas-skipwith.com.

Benedikt Weibel

Benedikt Weibel: Mir nach, Marsch!

Schaffhausen, Haus der Wirtschaft, 03. Mai 2013. Referat “Erfolgreich führen mit Verstand und Herz”.  Ein Referat über Führung auf Einladung des Fördervereins der HFW Schaffhausen.

Der Förderverein der HFW Schaffhausen hat Benedikt Weibel zum Referat „Führen mit Herz und Verstand“ eingeladen. Vor ca. 150 Personen hat er ein engagiertes Referat gehalten, welches verschiedene Aspekte von Führung beleuchtet hat.

Benedikt Weibel: Im Hüftstütz mit Blick an die Decke

Benedikt Weibel: Im Hüftstütz mit Blick an die Decke

Nichts schöner als jemandem zu lauschen, der aus eigener Erfahrung berichten kann – privat wie auch geschäftlich. Beim Referenten Benedikt Weibel war dies der Fall: Er hat privat Erfahrung als Bergführer, geschäftlich als langjähriger Chef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB (1993 – 2006). Gemäss Weibel hat man in schwierigen Situationen zwei Möglichkeiten: Entweder depressiv werden oder etwas machen. Er hat letzteres gewählt. Als er 1993 bei der SBB das Ruder übernahm, hatte das Unternehmen 39‘000 Mitarbeiter, 13 Jahre später noch 27‘000.  Eines seiner Erfolgsrezepte: Sogenannte Flächengespräche: persönliche Gespräche mit der ganzen Belegschaft im grossen Auditorium – Standort für Standort. Allein, nur mit einem Block und Bleistift ausgerüstet. Dies hat im erlaubt, in direkten Kontakt mit den Mitarbeitern zu treten und so persönlich von den Sorgen und Nöten der Leute zu hören. Nicht nur vom Hörensagen oder schlimmer: gar nicht.

Zusammenfassend haben Weibels Erfahrung und seine Recherchen drei Faktoren für erfolgreiche Führung ergeben:

  1. Sachverstand
  2. Leidenschaft
  3. Einfachheit

Aus rhetorischer Sicht gab es einige Leckerbissen für die Zuhörer.

+ Benedikt Weibel hat sein Referat voll gespickt mit Geschichten von Grössen aus der Geschichte, Wirtschaft, Politik und Philosophie.  Er hat eine Tour d’Horizon von Steve Jobs über Henry Ford bis zu Robespierre zum besten gegeben. Entsprechend anschaulich war das Referat.

+ Besonders in  Erinnerung bleiben wird mir die Erzählung der Expedition von Ernest Shackleton zum Südpol. Feinstes Kino im Kopf inkl. dem Vorlesen des Stelleninserats für die Suche nach den Reisebegleitern von Shackleton.

+ Der Bezug zu Büchern und anderen erfolgreichen Führungspersönlichkeiten hat dem Vortrag viel Glaubwürdigkeit verliehen.

Was hätte Benedikt Weibel besser machen können?

– Er bot seinem Publikum zu viele Zahlen: Einmal 5 Führungsgrundsätze , dann 7 Forschungsgebiete, dann 3 entscheidende Faktoren und obendrauf  viele Jahreszahlen. Empfehlung: Lieber weniger Zahlen oder mehr Orientierung.

Benedikt Weibel

Machen Sie eine typische Fussbewegung

– Die Fernseh-Quizsendung “Was bin ich?” mit Robert Lembke hatte eine Standardfrage: „Machen Sie eine typische Handbewegung.“ Daraufhin sollten die Kandidaten den Beruf des Gastes erraten. (Heiteres Berufe raten.) Benedikt Weibel hat analog zur typischen Handbewegung eine typische Fussbewegung: Er streckt den rechten Fussballen in die Luft. (In den ersten 8 Minuten 20 Mal!) Siehe Foto. Empfehlung: Den Fuss auf dem Boden lassen. Einen festen Stand einnehmen.

– Die Körpersprache könnte ausserdem optimiert werden, würde er weniger oft an die Decke schauen und nicht die Hände hinter dem Rücken verschränken. Letzteres hat mich zu oft an die Zeit im Militärdienst erinnert.  (Obwohl natürlich auch dort das Thema Führung von entscheidender Bedeutung ist.)

Insgesamt ein lohnender Vortrag von einem, der es selbst erlebt hat.

Note von 1 (zu Hause bleiben) – 10 (Weltmeister): 8.5.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.

Thomas Skipwith Rhetorikexperte

Thomas Skipwith Rhetorikexperte

P.S.:

Wie kann ich die grössten Fehler beim Präsentieren vermeiden? Hier gibt es die Lösung.

Gratis. Und weitere Tipps & Tricks.

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter: "Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!"

Luzern, KKL, Luzerner Saal, 22. April 2013. Referat “Herausforderungen und Spielräume der Schweiz im künftigen Europa”.  Ein Referat im Rahmen des europa forum luzern.

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Das Europa Forum Luzern organisiert zwei mal im Jahr ein Forum mit interessanten Referaten zum Thema Schweiz und Europa. Auch diesmal kam das Publikum nicht zu kurz.  Didier Burkhalter, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, EDA, hat einen gut strukturierten Vortrag vor schätzungsweise 800 Personen gehalten.

Didier Burkhalter hat die klassische Dreiteilung gewählt, inklusive Übersicht.

  1. Die EU ist kein Feindbild, sondern ein Partner: Der Bundesrat plant auf dem Weg der bilateralen Verhandlungen weiter zu schreiten.
  2. Die Schweiz ist keine krisenresistente Festung: Die Personenfreizügigkeit ist wichtig für alle Erwerbstätigen.
  3. Die Schweiz hat ein ureigenes Interesse die Stabilität von Europa zu unterstützen.

Er hat seine Argumente m.E. diplomatisch vorgetragen. Geschickt hat er auch Gegenargumente in seine Rede eingebaut. So ging er beispielsweise darauf ein, dass sich in der Schweizer Bevölkerung ein Unbehagen in Bezug auf die grosse Zuwanderung breitmacht.

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Schön wie Didier Burkhalter im ersten Satz spontan gleich einen Bezug zum Vorredner Stefan Roth (Stadtpräsident von Luzern) gemacht hat. Das hat das Publikum gleich zum Lachen veranlasst. Und Lachen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit den Draht zum Publikum zu finden. Dies ist ihm insgesamt 2 – 3 gelungen. Gerne hätte ich davon noch mehr gehabt.

Insgesamt hat mir (auch inhaltlich) gut gefallen, wie er die These “Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!” mehrmals wiederholt hat. Diese scheint mir in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern besonders passend.

Schön war das Bild: “Die Schweiz ist keine Insel. Wir haben keine Zugbrücken, die wir einfach hochziehen können.” Ich wünsche mir noch mehr Sprachbilder. Beispiele: “Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Beziehung mit der EU.” oder “Da müssen wir ab und zu in den sauren Apfel beissen.”

Der Schluss war m.E. lehrbuchmässig. Dider Burkhalter hat dem Publikum seine Vision mitgegeben und an das Wir-Gefühl appelliert.

  1. Er wünscht sich ein handlungsfähiges Europa und ein Europa der Vielfalt.
  2. Appell: “… mit der Schweiz, mit uns allen!”

Was hätte ich mir aus rhetorischer Sicht anders gewünscht?

Didier Burkhalter hat wiederholt den Warnfinger, manchmal sogar beide, hochgehalten. Stattdessen empfehle ich die komplette Hand zu benutzen. Insgesamt muss er für meinen Geschmack noch mehr Variation einbauen. Sowohl in der Körpersprache wie auch in der Stimme. Sonst fallen dem einen oder anderen schon mal die Augenlider zu, besonders den Teilnehmenden, die schon den ganzen Tag an Referaten teilgenommen haben.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.

Zauberformeln Für Deutsche

Drei Zauberformeln für Deutsche in der Schweiz

Gerade ist in der Schweiz eine grosse Debatte im Gang: “Es kommen zu viele Ausländer in die Schweiz – besonders Deutsche.” Die Tageszeitungen berichten derzeit ausgiebig davon.

Ich kenne viele Deutsche. Darunter gibt es wunderbare Menschen. Einige von Ihnen sind gute Freunde geworden. Aber auch mir fallen natürlich kulturelle Unterschiede zwischen Schweizern und Deutschen auf. Hier ein paar Tipps, welche es einem Deutschen möglicherweise einfacher machen in der Schweiz gut anzukommen. Und drei Zauberformeln.

  • Die Schweiz ist nicht einfach wie ein weiteres (deutsches) Bundesland. Die Schweiz bedeutet für die meisten Deutschen Ausland, auch wenn in der Deutschschweiz Deutsch gesprochen wird: andere Stromstecker (Steckdosen), andere Währung, andere Gepflogenheiten.
  • Das gesellschaftliche Leben findet in der Schweiz zu einem grossen Teil in Vereinen statt. Wer dazugehören will, tritt einem Verein bei. (Das sollte kein Problem sein, denn für jedes Interesse gibt es einen – vom Briefmarken sammeln, Kaninchen züchten bis zu Champignons anbauen.)
  • Der Schweizer ruft nicht gleich nach dem Staat, wenn ihm was fehlt oder nicht passt. Sondern er sucht sich Gleichgesinnte, gründet einen Verein und macht es gleich selbst. Meistens ohne Bezahlung. Selbstinitiative ist König.
  • Erfolgreiches Vordrängeln wird nicht mit Anerkennung taxiert, sondern führt zur Verstärkung von Vorurteilen. Also bitte brav hinten anstellen.
  • Es werden auch wildfremde Leute mit einem “Grüezi” gegrüsst. Auf der Strasse, auf dem Wanderweg und im Büro. Ausnahme: Es gibt so viele Leute, dass alle in einer anonymen Masse untergehen wie z.B. in der Zürcher Bahnhofstrasse. Es hilft zu schauen, was die Schweizer machen – dann einfach nachahmen.
  • Bei der Begrüssung von Freunden des anderen Geschlechts gibt es drei Küsschen auf die Wangen. (Nicht bloss zwei.)

Und dann gibt es einige kleinere und grössere Unterschiede im Sprachgebrauch. Erst die kleineren Unterschiede:

  • In der Deutschschweiz werden viel mehr französische Worte benutzt als in Deutschland, wie z.B. Trottoir statt Gehsteig, Pneu statt Reifen, Velo statt Fahrrad.
  • Die Schweizer gehen in den Ausgang statt abends wegzugehen, geben sich ein Telefon statt sich anzurufen.
  • Sie grillieren statt zu grillen, sie parkieren statt zu parken und sie sind verrückt oder hässig statt verärgert.

Die grösseren Unterschiede im Sprachgebrauch sind auch gleich was vielen Schweizern besonders stark aufstösst.  Hier drei Zauberformeln für einen Deutschen in der Schweiz, damit es mit dem Nachbarn besser klappt:

  • Vieles kann verniedlicht und verkleinert werden, nicht aber die Schweizer Währung. Das Geld nennt sich immer “Franken”, nie “Fränkli”.
  • Im Restaurant oder in der Bar sagen viele Deutsche: “Ich krieg ein Bier.” Bei uns ist man da höflicher: “Darf ich ein Bier haben?” oder “Ich hätte gerne ein Bier.”
  • Nur wer per Du ist, wird in der Schweiz mit einem “Tschüss” verabschiedet. Wer per Sie ist, aber trotzdem “Tschüss” sagt, verstösst grob gegen die Höflichkeitsregeln. Da kriegen viele Schweizer einen richtig dicken Hals. (In Zürich mag es nicht mehr so schlimm sein, aber viel Glück auf dem Land.) Stattdessen empfiehlt sich z.B. ein “Auf Wiedersehen”.

Zu guter letzt empfehle ich die Redewendung “Der Ton macht die Musik” nicht zu vergessen. Auch beim Ton kann der eine oder andere einiges herausholen. Der preussische Befehlston kommt nicht gut an. (Daher sind uns wahrscheinlich die Bayern so sympathisch, denn die reden ähnlich melodisch wie wir Schweizer.)

Hiermit wünsche ich viel Erfolg und einen erfolgreichen Aufenthalt in der Schweiz.

Das Glas ist leer.

Kardinalfehler: Leeres Glas

Eben habe ich einen Weihnachtsapéro besucht. Alles war gut organisiert. Leckere Häppchen mit Roastbeef, Terrine und Lachs. Das Buffet gut bestückt mit feinen Flüssigkeiten, sprich Champagner, Rot- und Weisswein, Orangensaft und Wasser. Musik im Hintergrund. Ein weihnachtlich geschmückter Tannenbaum.

Mit Spannung wurde die Rede des Chefs erwartet. Endlich war es soweit. Der Chef stellte sich für alle gut sichtbar vor die Gruppe hin. Er hatte sein Manuskript in der einen Hand und ein Weinglas in der anderen Hand.

Zwei Aspekte, die hier besser gemacht werden könnten:

  1. Beide Hände waren gefesselt. Dadurch konnte keine spontane Gestik aufkommen. Besser die Hände frei halten.
  2. Das Weinglas war leer! Ein Kardinalfehler. Mit einem leeren Glas lässt sich schlecht am Schluss der Rede auf die Anwesenden, den gemeinsamen Erfolg oder auf die Zukunft anstossen. Also immer darauf achten, dass das Glas gefüllt ist. (Gilt auch für die Zuhörer.)

Ich wünsche allen erfolgreiche Reden, die die Zuhörer bewegen – und frohe Feste mit vollem Glas, ob an Weihnachten, Neujahr oder unterm Jahr.

Wichtige Tipps für eine gelungene Weihnachtsrede

Weihnachten: Soll ich was sagen und wenn ja, was?

Weihnachten: Eine ideale Gelegenheit um etwas Besinnliches zu teilen.

Weihnachten: Eine ideale Gelegenheit um etwas Besinnliches zu teilen.

Soll ich was sagen?

In 99 von 100 Fällen sollte die Antwort „ja“ heissen. Granville N. Toogood,

Experte für Führungskommunikation, bringt es treffend auf den Punkt: “Fünf Minuten vor dem richtigen Publikum können mehr bewirken als ein volles Jahr Arbeit hinter dem Schreibtisch.” Also sollte ich die Gelegenheit nutzen, die Weihnachten bietet, um ein paar Worte zu sagen.

Was soll ich sagen?

Grundsätzlich hat jeder die Wahl zwischen einer informierenden, überzeugenden, unterhaltenden oder inspirierenden Rede. Weil Weihnachten für die meisten von uns ein besinnliches Fest ist, gibt es aber kaum eine bessere Gelegenheit um etwas Besinnliches zu sagen, z.B. Danke.

Wie soll ich es sagen?

  • Fassen Sie sich kurz. Faustregel: 2 – 10 Minuten.
  • Stimmen Sie die Rede auf Ihr Publikum ab: Kinder, Erwachsene, Mitarbeiter, Vereinsmitglieder, …
  • Geben Sie der Rede einen für Sie und Ihre Zuhörer passenden Rahmen, z.B. Kerzen, Glühwein, Tannenbaum, …
  • Erzählen Sie eine Geschichte. Gerne dürfen Sie mit „Es war einmal …“ anfangen. Auch Erwachsene werden dadurch meist stark angesprochen.
  • Bleiben Sie positiv. Nennen Sie beispielsweise die Erfolge, die Sie selbst, Ihre Familie oder Ihr Team gemacht haben.
  • Sprechen Sie so frei wie möglich. Ein Manuskript verleitet Sie zum Ablesen, verhindert Blickkontakt und überzeugt die Zuhörer weniger. Je freier, desto besser.
  • Benutzen Sie Ihre Stimme. Beispielsweise können Sie im Kerzenschein gerne Ihre Märchenstimme auspacken.

Ich wünsche allen eine erfolgreiche Rede, die die Zuhörer bewegt – und frohe Weihnachten.

Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme

Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme.

Qingdao, China, Olympic Marina, Sommer 2012: Eröffnung der Segelsaison.

Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme

Der Blickkontakt ist eines der höchsten Gebote einer guten Präsentation. Leider fehlt er hier. (Klicken für Vollansicht)

Eines der höchsten Gebote der Rhetorik ist der Blickkontakt mit dem Publikum. Wer nun aber die Sprache nicht spricht, darf ablesen. Ja, muss sogar ablesen. Dem deutschen Redner eines der anwesenden Segelclubs sei dies aus mangelnden Chinesisch-Kenntnissen auch herzlich verziehen. Aber den Chinesen? Ich gehe davon aus, dass sie fliessend Chinesisch können. Leider haben aber auch sie fast ausnahmslos von einem A4-Zettel abgelesen. Mit und ohne kleine Verbeugung zu Beginn. Schade, denn wer das Publikum überzeugen will, muss den Kontakt zum Publikum herstellen. Am besten mit Blickkontakt. Und das geht nicht mit ablesen.

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Jacqueline Hénard: Frankreich als nächstes Griechenland?

Zürich, Universität Zürich, 2. Oktober 2012. Referat “Frankreich aktuell – politische und wirtschaftliche Herausforderungen”.  Ein Referat im Rahmen der Reihe “Brennpunkte im Weltgeschehen” des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung SIAF.

Jacqueline Hénard - Referat "Frankreich aktuell"

Jacqueline Hénard – Referat “Frankreich aktuell” am SIAF

Jacqueline Hénard ist Journalistin und Publizistin aus Paris. Gebürtige Berlinerin. Leider hatte sie für das Publikum keine guten Nachrichten. Frankreich ist in einem schlechten Zustand. Offenbar klammern sich die Franzosen noch zu sehr an das Etikett “La Grande Nation”, obwohl das Land dramatische Probleme hat. Frau Hénard hat dies anhand von vielen Beispielen und Zahlen belegt. Beispielsweise hat das Land einen riesigen Schuldenberg von 1’800 Mrd. Schulden, was 89% des BIP entspricht. 750 Brennpunkte über das Land verteilt, häufig in den Banlieues, wo die Drogenhändler das Sagen haben. Die Arbeitslosigkeit ist so hoch, dass praktisch das einzige Einkommen in der Kriminalität und beim Staat liegt.

Interessanterweise herrscht ein grosser Sozialneid. Die Massen mögen nicht arbeiten. Die anderen sollen zahlen. Als nach der Ankündigung der Steuererhöhung auf 75% ein Reicher das Land Richtung Luxemburg verliess, war die Schlagzeile einer Zeitung: “Hau ab, Du reiches Schwein.” Ein Schuss ins eigene Bein.

Auf die Frage was es denn Positives über Frankreich zu berichten gebe, war die Antwort sinngemäss: Wenig bis nichts.

Diplomatisch ausgedrückt: Frankreich sei weder das Paradies noch die Hölle, aber auf dem Weg ins Fegefeuer der Globalisierung.

Jacqueline Hénard: Gespräch mit dem Moderator

Jacqueline Hénard: Gespräch mit dem Moderator

Vom rhetorischen Standpunkt aus gesehen, war das Referat wegen der flüssigen Sprache, der vielfältigen Wortwahl und den konkreten Details attraktiv zum Zuhören.

Was hätte Frau Hénard anders machen können? Ich hätte mir mehr Engagement, sichtbar in der Körpersprache, gewünscht. Meist waren die Arme leider verschränkt. Ausserdem wurde das Publikum nicht mit Blickkontakt verwöhnt, sowohl beim Referat selber, wie auch danach bei der Beantwortung der Fragen. Letztlich war beim Schlusssatz dem Publikum nicht klar, dass das der Schlusssatz war. Sie musste nachdoppeln mit “Und damit stehe ich ihnen für Fragen zur Verfügung.”

Insgesamt ein lohnender Vortrag, der leider ein sehr düsteres Bild von Frankreich gezeichnet hat. Die These hat Bestand: Frankreich wird das nächste Griechenland.

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Thomas Skipwith auf dem Moderationsstuhl von Kurt Aeschbacher

Kurt Aeschbacher: Erst das Publikum aufwärmen, dann die Show.

Zürich, LABOR-BAR, 13. Juni 2012. Aufnahme der Sendung Aeschbacher vom 14. Juni 2012 für das Schweizer Radio und Fernsehen SRF.

Thomas Skipwith auf dem Moderationsstuhl von Kurt Aeschbacher

Vor der Sendung: Der Moderatorenstuhl will ausprobiert sein.

Kurt Aeschbacher ist seit 30 Jahren im Fernsehgeschäft. Seit Jahren produziert er die Talkshow “Aeschbacher”. Wer so lange erfolgreich unterwegs ist, macht etwas richtig. Von ihm kann meines Erachtens jeder etwas lernen. Nicht nur fürs Fernsehen, sondern für Präsentationen vor Publikum ganz allgemein.

Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass er sich intensiv ums Publikum gekümmert hat. Erst hat sein Assistent Vince mit dem Publikum im Studio auf humorvolle Weise die Logistik geklärt. So unter dem Motto: “Bitte keine Angst vor den Kameras” und “Kaugummis raus.” Dann hat Kurt Aeschbacher während rund 40 Minuten das Publikum aufgewärmt. Was sollen wir tun und  lassen. Bauch rein, Brust raus. Klatschen. Vorallem wenn er reinkommt. Handtaschen unter den Stuhl, sonst sieht es aus, als wolle die Dame bereits wieder gehen. Wenigstens so dreinschauen, als würde die Sendung einem gefallen. Sonst wird sein Honorar gekürzt. Ein bisschen Geschichte zur Labor-Bar. Dann die Talk-Show-Gäste vorstellen.

Das Warmup nur mit dem Studiopublikum erfüllt zwei Funktionen: Das Studiopublikum kommt auf Touren und Kurt Aeschbacher ebenfalls.

Dann: Punkt 20:00 Uhr ging’s los: Kamera, Licht, und Action.

Zusammenfassung:

Wer sehen will wie ein Profi eine Fernsehsendung produziert, sollte als Publikum bei Aeschbacher von Kurt Aeschbacher reinsitzen. Und viele Aspekte für seine Präsentationen übernehmen: z.B. das Publikum aufwärmen.

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Dr. Peter Wuffli: Referat "Unternehmerische Philanthropie"

Dr. Peter Wuffli: Vom Saulus zum Paulus?

Zürich, Zunfthaus zum Rüden, 26.04.2012. Referat „Unternehmerische Philanthropie“.

Dr. Peter Wuffli: Referat "Unternehmerische Philanthropie"

Dr. Peter Wuffli: Referat “Unternehmerische Philanthropie”

Peter Wuffli hat an der Uni St. Gallen HSG studiert, ist dann bei McKinsey “gestählt” worden, um dann Karriere als Banker zu machen. U.a. war er von 2001 bis 2007 der Konzernchef der UBS. Noch vor den Krisen, wie er zu betonen wusste.

Hat er sich vom Saulus zum Paulus gewandelt? Seit seinem Rücktritt bei der UBS widmet er sich der Stiftung Elea Foundation for Ethics in Globalization. Der Fokus der Stiftung, welche er und seine Frau mit CHF 20 Mio. dotiert haben, liegt auf Projekten in der Dritten Welt. Dort wo die Leute weniger als USD 2.- pro Tag zur Verfügung haben. Die Stiftung bezweckt den Armen einen Zugang zu den Globalisierungschancen zu geben. Dies hat er mit ein paar Beispielen illustriert.

Was das Herz der meisten Betriebswirtschaftler vermutlich höher schlagen liess, ist/war das Elea Impact Measurement Model. In dem Modell geht es um die Messung des Erfolgs eines Wohltätigkeitsprojekts. (Auf Englisch: How much bang for the buck do I get?). Ein Projekt soll möglichst vielen Personen zu Gute kommen. Aber nicht um jeden Preis. Es wird das Projekt ausgewählt und unterstützt, welches wirtschaftlich und unternehmerisch am besten abschneidet. Das, welches am meisten “Elea-Points” kriegt. Man könnte deshalb auch von Wohltätigkeit mit Erfolgskontrolle sprechen.

Manche mögen es nicht so recht glauben, dass Peter Wuffli vom knallharten Business-Man in die Wohltätigkeitsbranche gewechselt hat. Zählt aber nicht viel mehr das Resultat? Und tut dem Wohltätigkeitsbereich eine Messgrösse wie das Elea Impact Measurement Model nicht gut?

Peter Wuffli: Kommt für "Fragen und Antworten" vors Rednerpult.Er sagte: “Wer Freiheit hat, sollte Zeit für andere einsetzen.” Lob dem, der es tut.

Wer das Buch “Liberale Ethik: Orientierungsversuch im Zeitalter der Globalisierung” von Peter Wuffli lesen möchte, findet es auf www.amazon.de.

Neben den genannten inhaltlichen Aspekten nimmt Präsentations-Coach Thomas Skipwith  den Referenten auf den rhetorischen Prüfstand. Ihm sind die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Bezug zum Ort: Er hat gleich zu Beginn einen witzigen Bezug zum Ort der Veranstaltung gemacht. “Obwohl ich im Zunfthaus zum Rüden geheiratet habe und dies die 273. Veranstaltung des HSG Alumni Lunch Club ist, hatte ich noch nie von diesem Club gehört.”

+ Einfache Struktur: Die Präsentation war in drei Teile geteilt.

Finger-Nibbeln

Finger-Nibbeln

+ Direkte Rede: Der Einsatz der direkten Rede macht die Präsentation lebendiger. Ein Freund von Peter Wuffli soll gesagt haben: “Du besch aber jetzt ned öppe en Lingge worde?!”

– Zu viele “Ähs”: Die Rede dauerte 38 Minuten. Während dieser Zeit sagte er 187 Mal “Äh”.

– Zu wenige Bilder: Die Rede war von fernen Ländern. Ich habe mir einprägsame, ausdrucksstarke Bilder gewünscht.

– Zu stark am Finger nibbeln: Finger-Nibbeln hat Potenzial zum Ablenken. Würde ich unterlassen.

Insgesamt eine ordentliche Rede.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 6.5

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