Die Einstiegsfolie zum Thema des Forums
Luzern, 09.05.2011, europa forum luzern, Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD): Auf dem rhetorischen Prüfstand
Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat im Konzertsaal des KKL Luzern vor ca. 700 Zuschauern das Referat “Arbeitsmarkt, demographische Entwicklung und die Bedeutung für die Gesellschaft” gehalten. Er war eingeladen worden vom europa forum luzern. In seinem 20-minütigen Referat ist er auf 4 Herausforderungen und 4 Rezepte zu deren Bewältigung eingegangen. Daher die Formel 4×4. Die 4 Herausforderungen für die Schweiz seien: niedriges Wirtschaftswachstum, zunehmende Alterung der Bevölkerung, steigende Gesundheitskosten und das Finanziuerungsproblem bei der AHV. Die 4 Rezepte: Eine nachhaltige Wachstumspolitik, ein leistungsfähiger und flexibler Arbeitsmarkt, das Gesundheitswesen auf Effizienz trimmen und diie Finanzierung sicherstellen und konsolidieren. Das Referat war gut strukturiert, inkl. Vision für das Jahr 2030. Wohltuend: Keine PowerPoint-Folien.
Bundesrat Johann Schneider-Ammann
Aus rhetorischer Sicht sind die folgenden Punkte positiv aufgefallen:
+ Analogie: Die Formel 4×4 hat geholfen, den Ausführungen zu folgen.
+ Orientierung geben: Es war immer klar, wo im Referat wir sind. (“Die erste Herausforderung ist …”).
+ Anaphora: Zum Schluss hat der Bundesrat das Mittel der Anaphora eingesetzt – immer wieder den gleichen Satzanfang: “Ja, wir haben … Ja, wir haben …” Das ist einprägsam.
Gemäss dem Rhetorik-Coach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:
– Humor: Der Vorredner (Peter Weiss) sprach ebenfalls über ein schwieriges und ernstes Thema: die Rentenversicherung in Deutschland. Er hat es geschafft mehrmals Humor einzubauen und damit das Publikum zum Lachen zu bringen. Bei ihm könnte sich BR Schneider-Ammann was abschauen. (Und auch bei Dr. Michael Ambühl; siehe den letzten Blogeintrag.) Es waren ein paar Versuche für Humor da, allerdings würde m.E. ein besseres Timing der humorvollen Bemerkungen vermutlich eine stärkere Reaktion aus dem Publikum hervorrufen.
– Versprecher: Ich konnte mindestens 10 Versprecher wahrnehmen. Empfehlung: Das Manuskript vorher nochmals lesen und Markierungen machen. Noch besser: Freier reden.
Skipwith-Radar von Johann Schneider-Ammann
– Dank zum Schluss: Ein ellenlanger Dank zum Schluss verwischt die Hauptbotschaft. Dann lieber am Anfang danken.
Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 6
Skipwith-Radar
Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Siehe www.thomas-skipwith.com) Eine Null bedeutet, dass ein bestimmter Aspekt nicht eingesetzt wurde.
Mehr zum Skipwith-Radar im Buch „Die packende betriebsinterne Präsentation“ von Thomas Skipwith. (Erhältlich bei www.amazon.de)