Regierungspräsident Kanton Zürich Ernst Stocker: ein Manager oder Leader?
Herausforderungen für den Kanton Zürich
Zürich, Kaufleuten, 16. März 2016, 18:05 – 18:40 Uhr. Organisiert von der Zürcher Volkswirtschaftlichen Gesellschaft ZVG. Von Thomas Skipwith.
Regierungspräsident des Kantons Zürich Ernst Stocker hat vor fast vollem Saal eine Ist-Analyse vorgenommen. Während 20 Minuten hat er aufgezeigt wie gut es um den Kanton Zürich steht: Vergleich zu anderen Kantonen, Strassenverkehr, öffentlicher Verkehr, Finanzen, Steuerlast, Lebensqualität, Kulturangebot. Danach während 15 Minuten ist er auf mehrere Projekte eingegangen, die derzeit nicht vorwärts kommen oder um die es nicht gut steht: Strassenprojekte, Flughafen Zürich,
Umfahrung Eglisau, Masterplan Hochschulgebiete, Staatshaushalt, NFA, Unternehemenssteuerreform III.
Thema dieses Blog-Beitrags: “Wie war der Auftritt von Finanzdirektor und Regierungspräsident Ernst Stocker primär aus rhetorischer Sicht?” (Inklusive inhaltlicher Beurteilung)
Positiv sind mir aufgefallen:
- Hauptbotschaft: Die Hauptbotschaft war klar formuliert: “Wir müssen Lösungen suchen!” Er hat sie auch mehrmals wiederholt. Gut.
- Stimme: Ein Traum. Wer hätte nicht gerne auch so eine kräftige Stimme?
- Bezüge: Er hat mehrmals Bezug zu Anwesenden und bekannten Abwesenden, z.B. Corinne Mauch, genommen. Das hält das Publikum, insbesondere die Genannten, wach.
Mögliche Verbesserungen / Ideen:
- Inhalt: Erst im kürzeren (!) zweiten Teil seiner Präsentation ging es um die Herausforderungen, wie sie im Titel versprochen wurden. Doch auch im 2. Teil ging es leider nur darum, wo gerade heute der Schuh drückt. So wie es ein guter Manager tun würde. Als Regierungspräsident des Kantons Zürich, also dem CEO des Kantons, habe ich mir mehr gewünscht. Ein Leader müsste meines Erachtens eine Vision zeichnen, wo der Kanton in 10 – 20 Jahren stehen wird. Die Fragen wie der Stand der Planung ist, falls es zu zusätzlichen Flüchtlingsströmen kommen wird, wie den sinkenden Unternehmenssteuern in anderen Kantonen Gegensteuer geleistet wird, blieben beispielsweise (zwar politisch korrekt, aber) unbeantwortet. Kein Thema waren auch Szenarien wie z.B. der Zerfall des Euroraums, die Abwanderung der Industrie und Dienstleistungsunternehmen, der Wechselkurs, die alternde Bevölkerung, die totale Überwachung, Energiesicherheit, Landreserven. Ein Leader hätte dies meines Erachtens leisten müssen.
- Folien: Die einzige schöne Folie war die Titelfolie. Alle anderen waren teilweise überladen, hatten schlechtes Design, zu kleine Schrift. Mit wenig Aufwand wäre hier einiges rauszuholen.
- Appell: Die Regierung kann nicht alles selbst leisten. Hier hätte ich einen Appell ans Publikum gerichtet. Es soll mithelfen, den Kanton Zürich weiterhin auf dem Erfolgspfad zu halten.
Fazit: Es war die Präsentation eines Managers, aber keines Leaders. Die Herausforderungen der weiteren Zukunft hat Ernst Stocker nicht erwähnt. Zu seiner Rettung: Offenbar hat sich das Publikum daran nicht gestört.
Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 7
Skipwith-Radar
Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Mehr Infos gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)