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Benedikt Weibel

Benedikt Weibel: Mir nach, Marsch!

Schaffhausen, Haus der Wirtschaft, 03. Mai 2013. Referat “Erfolgreich führen mit Verstand und Herz”.  Ein Referat über Führung auf Einladung des Fördervereins der HFW Schaffhausen.

Der Förderverein der HFW Schaffhausen hat Benedikt Weibel zum Referat „Führen mit Herz und Verstand“ eingeladen. Vor ca. 150 Personen hat er ein engagiertes Referat gehalten, welches verschiedene Aspekte von Führung beleuchtet hat.

Benedikt Weibel: Im Hüftstütz mit Blick an die Decke

Benedikt Weibel: Im Hüftstütz mit Blick an die Decke

Nichts schöner als jemandem zu lauschen, der aus eigener Erfahrung berichten kann – privat wie auch geschäftlich. Beim Referenten Benedikt Weibel war dies der Fall: Er hat privat Erfahrung als Bergführer, geschäftlich als langjähriger Chef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB (1993 – 2006). Gemäss Weibel hat man in schwierigen Situationen zwei Möglichkeiten: Entweder depressiv werden oder etwas machen. Er hat letzteres gewählt. Als er 1993 bei der SBB das Ruder übernahm, hatte das Unternehmen 39‘000 Mitarbeiter, 13 Jahre später noch 27‘000.  Eines seiner Erfolgsrezepte: Sogenannte Flächengespräche: persönliche Gespräche mit der ganzen Belegschaft im grossen Auditorium – Standort für Standort. Allein, nur mit einem Block und Bleistift ausgerüstet. Dies hat im erlaubt, in direkten Kontakt mit den Mitarbeitern zu treten und so persönlich von den Sorgen und Nöten der Leute zu hören. Nicht nur vom Hörensagen oder schlimmer: gar nicht.

Zusammenfassend haben Weibels Erfahrung und seine Recherchen drei Faktoren für erfolgreiche Führung ergeben:

  1. Sachverstand
  2. Leidenschaft
  3. Einfachheit

Aus rhetorischer Sicht gab es einige Leckerbissen für die Zuhörer.

+ Benedikt Weibel hat sein Referat voll gespickt mit Geschichten von Grössen aus der Geschichte, Wirtschaft, Politik und Philosophie.  Er hat eine Tour d’Horizon von Steve Jobs über Henry Ford bis zu Robespierre zum besten gegeben. Entsprechend anschaulich war das Referat.

+ Besonders in  Erinnerung bleiben wird mir die Erzählung der Expedition von Ernest Shackleton zum Südpol. Feinstes Kino im Kopf inkl. dem Vorlesen des Stelleninserats für die Suche nach den Reisebegleitern von Shackleton.

+ Der Bezug zu Büchern und anderen erfolgreichen Führungspersönlichkeiten hat dem Vortrag viel Glaubwürdigkeit verliehen.

Was hätte Benedikt Weibel besser machen können?

– Er bot seinem Publikum zu viele Zahlen: Einmal 5 Führungsgrundsätze , dann 7 Forschungsgebiete, dann 3 entscheidende Faktoren und obendrauf  viele Jahreszahlen. Empfehlung: Lieber weniger Zahlen oder mehr Orientierung.

Benedikt Weibel

Machen Sie eine typische Fussbewegung

– Die Fernseh-Quizsendung „Was bin ich?“ mit Robert Lembke hatte eine Standardfrage: „Machen Sie eine typische Handbewegung.“ Daraufhin sollten die Kandidaten den Beruf des Gastes erraten. (Heiteres Berufe raten.) Benedikt Weibel hat analog zur typischen Handbewegung eine typische Fussbewegung: Er streckt den rechten Fussballen in die Luft. (In den ersten 8 Minuten 20 Mal!) Siehe Foto. Empfehlung: Den Fuss auf dem Boden lassen. Einen festen Stand einnehmen.

– Die Körpersprache könnte ausserdem optimiert werden, würde er weniger oft an die Decke schauen und nicht die Hände hinter dem Rücken verschränken. Letzteres hat mich zu oft an die Zeit im Militärdienst erinnert.  (Obwohl natürlich auch dort das Thema Führung von entscheidender Bedeutung ist.)

Insgesamt ein lohnender Vortrag von einem, der es selbst erlebt hat.

Note von 1 (zu Hause bleiben) – 10 (Weltmeister): 8.5.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.

Thomas Skipwith Rhetorikexperte

Thomas Skipwith Rhetorikexperte

P.S.:

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Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter: "Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!"

Luzern, KKL, Luzerner Saal, 22. April 2013. Referat “Herausforderungen und Spielräume der Schweiz im künftigen Europa”.  Ein Referat im Rahmen des europa forum luzern.

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Didier Burkhalter: Vortrag am europa forum luzern

Das Europa Forum Luzern organisiert zwei mal im Jahr ein Forum mit interessanten Referaten zum Thema Schweiz und Europa. Auch diesmal kam das Publikum nicht zu kurz.  Didier Burkhalter, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, EDA, hat einen gut strukturierten Vortrag vor schätzungsweise 800 Personen gehalten.

Didier Burkhalter hat die klassische Dreiteilung gewählt, inklusive Übersicht.

  1. Die EU ist kein Feindbild, sondern ein Partner: Der Bundesrat plant auf dem Weg der bilateralen Verhandlungen weiter zu schreiten.
  2. Die Schweiz ist keine krisenresistente Festung: Die Personenfreizügigkeit ist wichtig für alle Erwerbstätigen.
  3. Die Schweiz hat ein ureigenes Interesse die Stabilität von Europa zu unterstützen.

Er hat seine Argumente m.E. diplomatisch vorgetragen. Geschickt hat er auch Gegenargumente in seine Rede eingebaut. So ging er beispielsweise darauf ein, dass sich in der Schweizer Bevölkerung ein Unbehagen in Bezug auf die grosse Zuwanderung breitmacht.

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Didier Burkhalter am europa forum luzern

Schön wie Didier Burkhalter im ersten Satz spontan gleich einen Bezug zum Vorredner Stefan Roth (Stadtpräsident von Luzern) gemacht hat. Das hat das Publikum gleich zum Lachen veranlasst. Und Lachen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit den Draht zum Publikum zu finden. Dies ist ihm insgesamt 2 – 3 gelungen. Gerne hätte ich davon noch mehr gehabt.

Insgesamt hat mir (auch inhaltlich) gut gefallen, wie er die These „Politik bedeutet: eine Perspektive für Junge schaffen!“ mehrmals wiederholt hat. Diese scheint mir in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern besonders passend.

Schön war das Bild: „Die Schweiz ist keine Insel. Wir haben keine Zugbrücken, die wir einfach hochziehen können.“ Ich wünsche mir noch mehr Sprachbilder. Beispiele: „Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Beziehung mit der EU.“ oder „Da müssen wir ab und zu in den sauren Apfel beissen.“

Der Schluss war m.E. lehrbuchmässig. Dider Burkhalter hat dem Publikum seine Vision mitgegeben und an das Wir-Gefühl appelliert.

  1. Er wünscht sich ein handlungsfähiges Europa und ein Europa der Vielfalt.
  2. Appell: „… mit der Schweiz, mit uns allen!“

Was hätte ich mir aus rhetorischer Sicht anders gewünscht?

Didier Burkhalter hat wiederholt den Warnfinger, manchmal sogar beide, hochgehalten. Stattdessen empfehle ich die komplette Hand zu benutzen. Insgesamt muss er für meinen Geschmack noch mehr Variation einbauen. Sowohl in der Körpersprache wie auch in der Stimme. Sonst fallen dem einen oder anderen schon mal die Augenlider zu, besonders den Teilnehmenden, die schon den ganzen Tag an Referaten teilgenommen haben.

Sicherlich ein bereichernder Vortrag. M.E. hat es sich gelohnt. Weiter so.

Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme

Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme.

Qingdao, China, Olympic Marina, Sommer 2012: Eröffnung der Segelsaison.

Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme

Der Blickkontakt ist eines der höchsten Gebote einer guten Präsentation. Leider fehlt er hier. (Klicken für Vollansicht)

Eines der höchsten Gebote der Rhetorik ist der Blickkontakt mit dem Publikum. Wer nun aber die Sprache nicht spricht, darf ablesen. Ja, muss sogar ablesen. Dem deutschen Redner eines der anwesenden Segelclubs sei dies aus mangelnden Chinesisch-Kenntnissen auch herzlich verziehen. Aber den Chinesen? Ich gehe davon aus, dass sie fliessend Chinesisch können. Leider haben aber auch sie fast ausnahmslos von einem A4-Zettel abgelesen. Mit und ohne kleine Verbeugung zu Beginn. Schade, denn wer das Publikum überzeugen will, muss den Kontakt zum Publikum herstellen. Am besten mit Blickkontakt. Und das geht nicht mit ablesen.

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Jacqueline Hénard: Frankreich als nächstes Griechenland?

Zürich, Universität Zürich, 2. Oktober 2012. Referat “Frankreich aktuell – politische und wirtschaftliche Herausforderungen”.  Ein Referat im Rahmen der Reihe „Brennpunkte im Weltgeschehen“ des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung SIAF.

Jacqueline Hénard - Referat "Frankreich aktuell"

Jacqueline Hénard – Referat „Frankreich aktuell“ am SIAF

Jacqueline Hénard ist Journalistin und Publizistin aus Paris. Gebürtige Berlinerin. Leider hatte sie für das Publikum keine guten Nachrichten. Frankreich ist in einem schlechten Zustand. Offenbar klammern sich die Franzosen noch zu sehr an das Etikett „La Grande Nation“, obwohl das Land dramatische Probleme hat. Frau Hénard hat dies anhand von vielen Beispielen und Zahlen belegt. Beispielsweise hat das Land einen riesigen Schuldenberg von 1’800 Mrd. Schulden, was 89% des BIP entspricht. 750 Brennpunkte über das Land verteilt, häufig in den Banlieues, wo die Drogenhändler das Sagen haben. Die Arbeitslosigkeit ist so hoch, dass praktisch das einzige Einkommen in der Kriminalität und beim Staat liegt.

Interessanterweise herrscht ein grosser Sozialneid. Die Massen mögen nicht arbeiten. Die anderen sollen zahlen. Als nach der Ankündigung der Steuererhöhung auf 75% ein Reicher das Land Richtung Luxemburg verliess, war die Schlagzeile einer Zeitung: „Hau ab, Du reiches Schwein.“ Ein Schuss ins eigene Bein.

Auf die Frage was es denn Positives über Frankreich zu berichten gebe, war die Antwort sinngemäss: Wenig bis nichts.

Diplomatisch ausgedrückt: Frankreich sei weder das Paradies noch die Hölle, aber auf dem Weg ins Fegefeuer der Globalisierung.

Jacqueline Hénard: Gespräch mit dem Moderator

Jacqueline Hénard: Gespräch mit dem Moderator

Vom rhetorischen Standpunkt aus gesehen, war das Referat wegen der flüssigen Sprache, der vielfältigen Wortwahl und den konkreten Details attraktiv zum Zuhören.

Was hätte Frau Hénard anders machen können? Ich hätte mir mehr Engagement, sichtbar in der Körpersprache, gewünscht. Meist waren die Arme leider verschränkt. Ausserdem wurde das Publikum nicht mit Blickkontakt verwöhnt, sowohl beim Referat selber, wie auch danach bei der Beantwortung der Fragen. Letztlich war beim Schlusssatz dem Publikum nicht klar, dass das der Schlusssatz war. Sie musste nachdoppeln mit „Und damit stehe ich ihnen für Fragen zur Verfügung.“

Insgesamt ein lohnender Vortrag, der leider ein sehr düsteres Bild von Frankreich gezeichnet hat. Die These hat Bestand: Frankreich wird das nächste Griechenland.

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Thomas Skipwith auf dem Moderationsstuhl von Kurt Aeschbacher

Kurt Aeschbacher: Erst das Publikum aufwärmen, dann die Show.

Zürich, LABOR-BAR, 13. Juni 2012. Aufnahme der Sendung Aeschbacher vom 14. Juni 2012 für das Schweizer Radio und Fernsehen SRF.

Thomas Skipwith auf dem Moderationsstuhl von Kurt Aeschbacher

Vor der Sendung: Der Moderatorenstuhl will ausprobiert sein.

Kurt Aeschbacher ist seit 30 Jahren im Fernsehgeschäft. Seit Jahren produziert er die Talkshow „Aeschbacher“. Wer so lange erfolgreich unterwegs ist, macht etwas richtig. Von ihm kann meines Erachtens jeder etwas lernen. Nicht nur fürs Fernsehen, sondern für Präsentationen vor Publikum ganz allgemein.

Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass er sich intensiv ums Publikum gekümmert hat. Erst hat sein Assistent Vince mit dem Publikum im Studio auf humorvolle Weise die Logistik geklärt. So unter dem Motto: „Bitte keine Angst vor den Kameras“ und „Kaugummis raus.“ Dann hat Kurt Aeschbacher während rund 40 Minuten das Publikum aufgewärmt. Was sollen wir tun und  lassen. Bauch rein, Brust raus. Klatschen. Vorallem wenn er reinkommt. Handtaschen unter den Stuhl, sonst sieht es aus, als wolle die Dame bereits wieder gehen. Wenigstens so dreinschauen, als würde die Sendung einem gefallen. Sonst wird sein Honorar gekürzt. Ein bisschen Geschichte zur Labor-Bar. Dann die Talk-Show-Gäste vorstellen.

Das Warmup nur mit dem Studiopublikum erfüllt zwei Funktionen: Das Studiopublikum kommt auf Touren und Kurt Aeschbacher ebenfalls.

Dann: Punkt 20:00 Uhr ging’s los: Kamera, Licht, und Action.

Zusammenfassung:

Wer sehen will wie ein Profi eine Fernsehsendung produziert, sollte als Publikum bei Aeschbacher von Kurt Aeschbacher reinsitzen. Und viele Aspekte für seine Präsentationen übernehmen: z.B. das Publikum aufwärmen.

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Dr. Peter Wuffli: Referat "Unternehmerische Philanthropie"

Dr. Peter Wuffli: Vom Saulus zum Paulus?

Zürich, Zunfthaus zum Rüden, 26.04.2012. Referat „Unternehmerische Philanthropie“.

Dr. Peter Wuffli: Referat "Unternehmerische Philanthropie"

Dr. Peter Wuffli: Referat „Unternehmerische Philanthropie“

Peter Wuffli hat an der Uni St. Gallen HSG studiert, ist dann bei McKinsey „gestählt“ worden, um dann Karriere als Banker zu machen. U.a. war er von 2001 bis 2007 der Konzernchef der UBS. Noch vor den Krisen, wie er zu betonen wusste.

Hat er sich vom Saulus zum Paulus gewandelt? Seit seinem Rücktritt bei der UBS widmet er sich der Stiftung Elea Foundation for Ethics in Globalization. Der Fokus der Stiftung, welche er und seine Frau mit CHF 20 Mio. dotiert haben, liegt auf Projekten in der Dritten Welt. Dort wo die Leute weniger als USD 2.- pro Tag zur Verfügung haben. Die Stiftung bezweckt den Armen einen Zugang zu den Globalisierungschancen zu geben. Dies hat er mit ein paar Beispielen illustriert.

Was das Herz der meisten Betriebswirtschaftler vermutlich höher schlagen liess, ist/war das Elea Impact Measurement Model. In dem Modell geht es um die Messung des Erfolgs eines Wohltätigkeitsprojekts. (Auf Englisch: How much bang for the buck do I get?). Ein Projekt soll möglichst vielen Personen zu Gute kommen. Aber nicht um jeden Preis. Es wird das Projekt ausgewählt und unterstützt, welches wirtschaftlich und unternehmerisch am besten abschneidet. Das, welches am meisten „Elea-Points“ kriegt. Man könnte deshalb auch von Wohltätigkeit mit Erfolgskontrolle sprechen.

Manche mögen es nicht so recht glauben, dass Peter Wuffli vom knallharten Business-Man in die Wohltätigkeitsbranche gewechselt hat. Zählt aber nicht viel mehr das Resultat? Und tut dem Wohltätigkeitsbereich eine Messgrösse wie das Elea Impact Measurement Model nicht gut?

Peter Wuffli: Kommt für "Fragen und Antworten" vors Rednerpult.Er sagte: „Wer Freiheit hat, sollte Zeit für andere einsetzen.“ Lob dem, der es tut.

Wer das Buch „Liberale Ethik: Orientierungsversuch im Zeitalter der Globalisierung“ von Peter Wuffli lesen möchte, findet es auf www.amazon.de.

Neben den genannten inhaltlichen Aspekten nimmt Präsentations-Coach Thomas Skipwith  den Referenten auf den rhetorischen Prüfstand. Ihm sind die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Bezug zum Ort: Er hat gleich zu Beginn einen witzigen Bezug zum Ort der Veranstaltung gemacht. „Obwohl ich im Zunfthaus zum Rüden geheiratet habe und dies die 273. Veranstaltung des HSG Alumni Lunch Club ist, hatte ich noch nie von diesem Club gehört.“

+ Einfache Struktur: Die Präsentation war in drei Teile geteilt.

Finger-Nibbeln

Finger-Nibbeln

+ Direkte Rede: Der Einsatz der direkten Rede macht die Präsentation lebendiger. Ein Freund von Peter Wuffli soll gesagt haben: „Du besch aber jetzt ned öppe en Lingge worde?!“

– Zu viele „Ähs“: Die Rede dauerte 38 Minuten. Während dieser Zeit sagte er 187 Mal „Äh“.

– Zu wenige Bilder: Die Rede war von fernen Ländern. Ich habe mir einprägsame, ausdrucksstarke Bilder gewünscht.

– Zu stark am Finger nibbeln: Finger-Nibbeln hat Potenzial zum Ablenken. Würde ich unterlassen.

Insgesamt eine ordentliche Rede.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 6.5

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Laurence von Arabien

Arnold Hottinger: Das Ende vom Lied ist in Arabien noch nicht gespielt

Wer mehrere Jahrzehnte an einem Thema und einer Weltgegend dran geblieben ist, hat etwas zu erzählen. So auch Arnold Hottinger. Der ehemalige Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Beirut hat vor 60 Mitgliedern des HSG Alumni Zentralschweiz in Zug einen Vortrag zum Thema „politische und gesellschaftliche Umwälzungen in Arabien“ gehalten. Dabei hat er spannend aus dem Nähkästchen erzählt. Eine wichtige Einsicht: Die Länder in Arabien werden erst zur Ruhe kommen, wenn nicht mehr politische und religiöse Auseinandersetzungen die Debatte dominieren, sondern wenn sich die Regierung und diejenigen an der Macht um die Wirtschaft kümmern. Ohne Jobs wird es keinen Frieden geben. Wer den (vorläufigen) Machtkampf in den jeweiligen Ländern gewinnen will, muss die Armee hinter sich wissen. Das Ende vom Lied ist in Arabien also noch (lange) nicht gespielt.

Welche Aspekte haben mir aus rhetorischer Sichtweise gut gefallen?

  • Arnold Hottinger kann Zahlen, Daten und Fakten zum besten geben, so dass einem Normalbürger der Mund offen stehen bleibt. Alles ohne Notizen.
  • Der Inhalt hat voll überzeugt. Wer viel Erfahrung auf seinem Gebiet hat, kommt glaubwürdig rüber.
  • Die Stimme war klar und kräftig.
  • Ab und zu hat er einen zynischen Witz eingestreut: „Da laufen dann 400’000 Stammesangehörige mit einer Kalaschnikow in der Wüste rum.“ Und hat herzlich darüber gelacht.

Was wünsche ich mir anders?

  • Trotz der kräftigen Stimme wäre der Einsatz eines Mikrofons für die hinteren Ränge eine Erleichterung gewesen.
  • Herr Hottinger hat das Referat im Sitzen gehalten. Vermutlich ist das seiner körperlichen Verfassung geschuldet. Trotzdem ist es schwierig für die hinteren Reihen bei dieser Konstellation zu folgen. Ideen: (1) Ein kleines Podium auf dem dann der Stuhl steht. (2) Zwischendurch mal aufstehen.
  • Die Arme waren des öfteren vor dem Körper verschränkt. Schade. Ich habe mir mehr offene Gestik gewünscht.
  • Mir hat gefehlt, dass er das Publikum direkt angesprochen hat. Keine Erwähnung des Veranstalters, der Teilnehmer oder des Ortes des Vortrags.

Arnold Hottinger ist meines Erachtens ein Redner der alten Schule. Er hat mich vom Vortragsstil stark an Hans-Dietrich Genscher (ehemaliger deutscher Aussenminister) erinnert: Fokus auf dem Inhalt, kein Firlefanz. Er kann inhaltlich so aus dem Vollen schöpfen, dass ihm viele nur schon deswegen mit Bewunderung zuhören.

Zusammenfassung:

Wer so viel wie Arnold Hottinger weiss und zu erzählen hat, der brilliert mit dem Inhalt. Alle anderen arbeiten weiterhin auch an der Form.

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Offizielles Foto von Simonetta Sommaruga

Simonetta Sommaruga: Nur gemeinsam schaffen wir es.

Offizielles Foto von Simonetta Sommaruga

Offizielles Foto von Simonetta Sommaruga

Kongresshaus Zürich, Gartensaal, 27. Jan. 2012, Referat vor der Zürcher Volkswirtschaftlichen Gesellschaft

Bundesrätin Sommaruga ist derzeit Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes EJPD. Sie hat zu den Themen Migration und Asylwesen gesprochen. Gerade in diesem emotional manchmal hart geführten Thema hat sie für eine sachliche Diskussion im Parlament und in der Gesellschaft plädiert. Nur mit gemeinsamen Lösungen, nicht mit Extremforderungen, werden die Probleme der Migrations-, Asyl- und Integrationspolitik gelöst.

Wie gut war die Rede von Simonetta Sommaruga?

Aus rhetorischer Sicht sind Thomas Skipwith, Präsentations-Coach, die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Einstieg: Nach guter amerikanischer Tradition ist Bundesrätin Sommaruga mit einem Scherz (zum Thema WEF in Davos) eingestiegen.

+ Beispiele: Frau Sommaruga hat viele Beispiele gebracht.

+ Zahlen klein aussehen lassen: Sie hat die Technik des Vergleichs mit einer grossen Zahl angewendet um eine andere Zahl klein aussehen zu lassen. Beispiel: 220 Millionen Menschen sind weltweit Migranten, davon nur gerade ca. 2’000 Asylanträge in der Schweiz pro Jahr. Oder der Vergleich mit Kenia: Kenia hat auch 2’000 Asylanträge, allerdings pro Monat.

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn sie die folgenden Punkte beachten würde:

– Zeit und Gelegenheit nutzen: Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat nur 20 Minuten gesprochen. Gibt es aus ihrem Departement nur so wenig zu berichten? Ich hätte mir vorstellen können, dass sie auch auf das (angeblich abnehmende) allgemeine Sicherheitsgefühl der Bevölkerung eingeht. Oder den verstorbenen Herrn mit schwachem Herz aus der Ausschaffungshaft. Etc.

– Orientierung: Eine Rede ohne visuelle Hilfsmittel braucht sprachliche Orientierungspunkte. Beispiel: „Lassen Sie mich 3 Punkte anführen. … Jetzt komme ich zum 2. Punkt. …“ Andernfalls geht das Publikum verloren. Der Schluss beispielsweise kam für mehrere Personen unerwartet.

Simonetta Sommaruga auf Besuch bei der ZVG

Simonetta Sommaruga auf Besuch bei der ZVG

– Titel: Das Referat hatte keinen Titel. Weder in der Einladung noch an der Veranstaltung. Empfehlung: Die Erwartungen der Zuhörer mit einem Titel schon von Anfang an beeinflussen.

Insgesamt eine ordentliche Rede.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 7

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Den Skipwith-Radar gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)

Kaspar Villiger am Referat an der Uni Zürich

Kaspar Villiger: Die Schweiz als Sonderwirtschaftszone der EU?

Universität Zürich, 8. Nov. 2011, Referat „Die Schweiz in Europa: Chancen und Risiken“

Kaspar Villiger am Referat an der Uni Zürich

Kaspar Villiger: Referat an der Uni Zürich

Kaspar Villiger, Ex-Bundesrat und derzeitiger Verwaltungsratspräsident der UBS, hat 3 Thesen aufgestellt, wie die Schweiz glücklich bleiben kann.

1. Die Menschen wollen Wohlstand.

2. Ein Land braucht eine Identität.

3. Ein Land will in der Welt geachtet sein.

Anhand der 3 Thesen hat er 3 Perspektiven entworfen.

Unter anderem hat er den Standpunkt vertreten, dass die Schweiz und die EU von einander profitieren. Und dies möglicherweise noch mehr könnten.

Eine bemerkenswerte Analogie war die folgende: China hat Sonderwirtschaftszonen eingerichtet. Alles was funktioniert übernehmen die Chinesen für das ganze Land. Was nicht, nicht. Die Schweiz könnte von der EU ebenfalls als Sonderwirtschaftszone angesehen werden. Auch hier könnte sie, die EU, die positiven Dinge übernehmen, die negativen weglassen. Statt die Schweiz zu bekämpfen.

Wie gut war die Rede von Kaspar Villiger?

Aus rhetorischer Sicht sind Thomas Skipwith, Präsentations-Coach, die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ „Was dem Publikum unter den Nägeln brennt“ ansprechen: Das Thema des Vortrags war die „Schweiz und die EU“. Trotzdem hat Kaspar Villiger in seiner Rolle als Präsident des Verwaltungsrates der UBS geschickt erst etwas zur UBS gesagt. Andernfalls wäre ihm das Publikum wohl weniger gefolgt. Er hat also gleich selbst zu Beginn der Rede die brennendsten Fragen zur UBS beantwortet.

+ Humor: Kaspar Villiger hat es immer wieder verstanden das Publikum zum Lachen zu bringen. (Beispiel: 30% Rendite der Schweizerischen Nationalbank auf toxischen Papier ist ausgezeichnet. Das ist einiges besser als die Performance seines eigenen Portefeuilles.)

Kaspar Villiger über die Schweiz und Europa

Kaspar Villiger über die Schweiz und Europa

+ Umsichtige Formulierungen: Er hat es immer wieder verstanden, seine Thesen und Aussagen so zu formulieren, dass alle im Publikum zustimmen konnten. Beispiele: Vielleicht komme ich zu einem umstritteneren Thema …; Viele von uns …; Eigentlich sind wir …, wenn auch …

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:

– Begrüssung mit Blick ins Publikum: Ich habe beobachtet wie Kaspar Villiger schon im ersten Satz auf sein Manuskript schaute. Empfehlung: Die ersten 3 Sätze mit Blickkontakt ins Publikum machen.

– Viele Punkte: Da waren 3 Thesen, 9 Punkte in der Zusammenfassung, 5 Voraussetzungen für oder gegen einen Beitritt zur EU etc. Es fiel mir schwer, bei so vielen Punkten den Überblick zu behalten. Idee: Wie wäre es mit z.B. 4 Folien mit den wichtigsten Punkten darauf?

Uni Zürich, Saal KOL-G-201

Uni Zürich, Saal KOL-G-201

– Den Applaus annehmen: Nach dem Schluss des Referats habe ich beobachtet wie Herr Villiger an die Wand stand, die Hände verschränkte und auf den Boden schaute. Erinnerte mich an jemanden, dem etwas peinlich ist. Schade, das hinterlässt bei mir einen schlechten letzten Eindruck. (Ähnliches Verbesserungspotential wie bei Didier

Skipwith-Radar zum Referat von Kaspar Villiger an der Uni Zürich

Skipwith-Radar zum Referat von Kaspar Villiger an der Uni Zürich

Burkhalter’s Vortrag vom 10. Oktober 2011.) Empfehlung: Nach so einer tollen Rede, wünsche ich mir, dass er ins Publikum schaut und den Applaus geniesst. Er hat ihn meines Erachtens verdient.

Insgesamt eine tolle Rede. Es hat sich für mich gelohnt hinzugehen.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 8

(Das Referat kann auf der URL: http://www.siaf.ch/ nachgehört werden.)

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Der Skipwith-Radar gibt’s gratis auf www.thomas-skipwith.com)

Jean-Claude Juncker am Rednerpult

Jean-Claude Juncker: Kapitän eines sinkenden Schiffs?

Universität Zürich, 25. Okt. 2011, Referat „Europa – wie weiter?“

Ein gut gefüllter Saal

Ein gut gefüllter Saal

Jean-Claude Juncker, Premierminister des Großherzogtums Luxemburg und Vorsitzender der Euro-Gruppe, auf dem rhetorischen Prüfstand.

Herr Juncker hat seine Auffassung vertreten, dass Europa nur gemeinsam stark ist. Insbesondere auch in Anbetracht dessen, dass andere Länder wie Indien und China ein viel stärkeres Bevölkerungswachstum als Europa haben, verliert Europa zunehmends an Bedeutung. Trotzdem oder erst recht: Die Europäische Union sei die grösste Nachkriegsleistung Europas seit dem 2. Weltkrieg. Der Euro habe ausserdem eine stabilisierende Wirkung auf alle Länder im europäischen Raum gehabt. Es handle sich nicht um eine Eurokrise, sondern um eine Schuldenkrise. Es müsse alles getan werden, um einen „Default“ Griechenlands zu verhindern. Die Banken müssten rekapitalisiert werden.

Jean-Claude Juncker am Rednerpult

Jean-Claude Juncker

Momentan jagt ein Krisengipfel den anderen. Dass Jean-Claude Juncker Zeit gefunden hat, am Tag vor einer grossen Abstimmung im Europäischen Parlament in die Schweiz zu reisen, kann ihm hoch angerechnet werden. Böse Zungen würden allerdings fragen: „Kann er am Tag vor einer wichtigen Abstimmung in der EU etwas Wesentliches sagen ohne in einen Fettnapf zu treten und müsste er nicht in Brüssel am Lobbyieren sein?“

Wir dürfen gespannt sein, ob das leckgeschlagene Schiff Europa von seinem Kapitän und seiner Crew geflickt und in sicherere Gewässer navigiert werden kann. Zu wünschen wäre es ihm.

Das Referat kann auf der URL: http://www.siaf.ch/ nachgehört werden.

Aus rhetorischer Sicht sind Thomas Skipwith, Präsentations-Coach, die folgenden Punkte positiv aufgefallen:

+ Notizen: Nur ein A4-Blatt mit Handnotizen. Dies könnte die Voraussetzung für viel Blickkontakt und eine freie Rede sein. Leider war dem nicht so. Der Blick war zu oft auf dem Rednerpult und wenn, dann vorwiegend im rechten Teil des Publikums.

Andenken an Churchill's Rede von 1946

Andenken an Churchill’s Rede von 1946

+ Bezug zum Ort und zum Publikum: „In diesem Saal hat schon Churchill [1946] gesprochen.“ „Zürich und die Schweiz gehören zum europäischen Kernland.“

+ Humor: Witzige Bemerkungen haben den Inhalt aufgelockert. Er konnte auch über sich selber lachen.

Gemäss Präsentationscoach Thomas Skipwith würde das Referat noch besser, wenn er die folgenden Punkte beachten würde:

– Blickkontakt:Weniger ablesen, dafür mehr ins Publikum schauen.

– Sprache: Zu leise. Zu langsam. Zu lange Sätze. Zu viele

„ähs“.

War es so langweilig?

War es so langweilig?

Skipwith-Radar von Jean-Claude Juncker

Skipwith-Radar von Jean-Claude Juncker

– Energie, Leidenschaft: Wenig – zu wenig. Es kam keine Begeisterung rüber. Keine Vision. Es blieb der schale Nachgeschmack von „ein Bürokrat verteidigt seine Position“. Stattdessen müssten die Herzen der Bürger erobert werden. Es gab sogar Zuhörer, die eingeschlafen sind.

Auf der Skala von 1 (zu Hause bleiben) bis 10 (Weltmeister): 5

Skipwith-Radar

Neben den genannten Stärken und Schwächen gibt es noch mehr Aspekte, welche zur Beurteilung der Rhetorik und Präsentationstechnik betrachtet werden können. Diese sind im Skipwith-Radar zusammengefasst. Der Skipwith-Radar erlaubt die Präsentation im Detail zu analysieren. (Siehe www.thomas-skipwith.com)