Vom Manuskript ablesen verboten: Eine Ausnahme.
Qingdao, China, Olympic Marina, Sommer 2012: Eröffnung der Segelsaison.
Eines der höchsten Gebote der Rhetorik ist der Blickkontakt mit dem Publikum. Wer nun aber die Sprache nicht spricht, darf ablesen. Ja, muss sogar ablesen. Dem deutschen Redner eines der anwesenden Segelclubs sei dies aus mangelnden Chinesisch-Kenntnissen auch herzlich verziehen. Aber den Chinesen? Ich gehe davon aus, dass sie fliessend Chinesisch können. Leider haben aber auch sie fast ausnahmslos von einem A4-Zettel abgelesen. Mit und ohne kleine Verbeugung zu Beginn. Schade, denn wer das Publikum überzeugen will, muss den Kontakt zum Publikum herstellen. Am besten mit Blickkontakt. Und das geht nicht mit ablesen.
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Nach meiner Erfahrung ist es Chinesen deutlich wichtiger fehlerfrei zu reden als einen lebendigen Eindruck zu hinterlassen. Dazu kommt, dass die Elite in China aufgrund ihres Alters und der Tatsache, dass sie erst seit wenigen Jahre westlich orientiert sind, andere Ideal verfolgen. In China gehört es zum guten Stil, dass der Ranghöhere sich wenig bewegt und wenig gestikuliert. Emotionen zeigen ist ein Zeichen von Unbeherrschtheit. Mangel an Selbstkontrolle ist aber gleichbedeutend mit Gesichtsverlust. Stures Ablesen ist praktizierte Selbstkontrolle – also gute chinesische Rhetorik.